Innereien – so gesund sind Leber, Niere & Co.

Innereien – so gesund sind Leber, Niere & Co.

Oft herrscht Unsicherheit ob der Bedeutung der Innereien. Man hört Dinge wie „Entgiftungsorgane sollte man auf keinen Fall füttern“ oder „Ich füttere keine Innereien, denn mein Hund mag sie nicht“. Man sollte sich jedoch bewusst machen, dass Innereien ein ganz wichtiger Bestandteil bei der BARF Fütterung sind.

Dass auch der Mensch den Wert der rohen Innereien als Nährstofflieferant kannte, sieht man, wenn man sich z.B die ursprüngliche Ernährung der Inuit, der Ureinwohner der Arktis, anschaut. Aus Mangel an frischem Obst und Gemüse aßen die Inuit z.B auf der Jagd auch das rohe Fleisch und die Innereien der frisch erlegten Beutetiere. Aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen, unter denen keine Landwirtschaft möglich ist, nutzte auch der Mensch hauptsächlich tierische Nahrung, um sich mit den notwendigen Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen.

Nationalmuseet – National Museum of Denmark (Flickr)

Die einzelnen Innereien und ihre Vorteile

Beutefresser wie Hund und Katze nehmen Vitamine und sehr viele Mineralstoffe über die Innereien des Beutetiers auf. Bei BARF zählen Leber, Niere, Milz, Herz und Lunge zum Innereien-Anteil. Die einzelnen Innereien unterscheiden sich sehr in ihren Inhaltsstoffen und man sollte wissen, warum man welche Innerei in der Fütterung braucht.

Der Innereien-Anteil in der BARF-Ration eines gesunden Hundes macht 15% der tierischen Komponenten aus. Er unterteilt sich bei BARF nach dem Beutetier-Prinzip in 30% Leber und je 17.5% Niere, Milz, Herz und Lunge. Jedoch ist auch mit der Drittel-Aufteilung (30% Leber, 30% Herz und je 30% Niere, Milz und Lunge) der Nährstoffbedarf gedeckt.

Bei der gesunden Katze gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten die Innereien aufzuteilen. Man kann 15% Herz und 10% Innereien (5% Leber, je 2.5% Niere und Milz) in der Gesamt-Ration genauso füttern wie 15% Innereien (30% Leber und Niere, Milz, Herz und Lunge zu gleichen Teilen).

Innereien sollten beim Hund an mindestens 3-4 Tagen in der Woche gefüttert werden, damit die enthaltenen Nährstoffe regelmäßig zugeführt werden. Katzen bekommen ja sowieso jeden Tag alle Nährstoffe und somit auch jeden Tag Innereien.

Warum jedes dieser Organe seine Berechtigung in der Fütterung hat und man die meisten nicht einfach ersatzlos streichen kann, schauen wir uns jetzt an:

LEBER

Die Leber ist ein wichtiges „Entgiftungsorgan“. Im Stoffwechsel entstehen regelmäßig giftige Substanzen. Die Leber wandelt diese Giftstoffe in harmlose Substanzen um, z.B Ammoniak in Harnstoff. Wasserunlösliche Schadstoffe gibt sie über die Gallenflüssigkeit direkt in den Darm ab, wasserlösliche scheidet sie ins Blut ab. Diese Stoffe gelangen daraufhin mit dem Blutstrom zu den Nieren und werden dort über den Urin aus dem Körper ausgeschieden.

Die Leber ist die wichtigste Innerei bei BARF. In der Leber speichert der Körper viel Vitamin A (Retinol). Sie enthält viel Eisen, B-Vitamine, Vitamin K und Spurenelemente wie Kupfer und Mangan in erhöhten Mengen.

NIEREN

Die Nieren liegen im Körper paarweise, geschützt in Fettkapseln, vor. Sie sind die Kläranlagen des Körpers und reinigen ihn von schädlichen Stoffen. Die Nieren regulieren den Blutdruck und den Wasser – und Salzhaushalt. Viele lebenswichtige Hormone werden hier gebildet, die z.B die Bildung von Blut oder die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm steuern.

Die Nieren sind neben der Leber die 2. wichtigste Innerei beim Barfen. Sie enthalten vor allem viel Natrium und Selen, sowie einige B-Vitamine und Kupfer.

MILZ

Die Milz fungiert im Körper unter anderem als Filterorgan. Das zirkulierende Blut wird dort regelmäßig gereinigt. Das Organ übernimmt auch eine wichtige Immunfunktion: Im äußersten Bereich der Milzarterien sitzen massenhaft Fresszellen, die Viren oder Bakterien erkennen und diese angreifen und zerstören.

Die Milz ist reich an Phosphor, Kalium und Eisen. Sie kann im Gegensatz zu Leber und Niere leichter aus der Barf-Ration gestrichen und ersetzt werden.

HERZ

Herz ist der effektivste Muskel im Körper. Es pumpt das ganze Leben lang Blut durch den Körper. Die Arterien befördern sauerstoff- und nährstoffreiches Blut in die Organe. Dabei nimmt es Kohlendioxid und andere Abbauprodukte des Stoffwechsels auf. Das nun sauerstoffarme Blut gelangt über die Venen zurück ins Herz von wo es in die Lunge weitergeleitet wird. Dort gibt es das Kohlendioxid ab und nimmt neuen Sauerstoff auf. 

Herz unterscheidet sich im Nährstoffgehalt nicht sehr von Muskelfleisch. Es ist eigentlich keine „richtige“ Innerei, sondern ein sehr effektiver Muskel. Das Herz enthält jedoch sehr viel mehr Purin (eine Aminosäure) als normales Muskelfleisch. Zuviel Purin kann zu Durchfall führen und der Puringehalt muss auch bei bestimmten Erkrankungen (z.B Leishmaniose) im Auge behalten werden.

Beim Hund ist der Anteil von Herz ebenfalls 17.5% der Innereien-Menge. Bei der Katze füttert man je nach BARF- Ansatz etwas mehr Herz, da es auch das für die Katzen sehr wichtige Taurin enthält.

LUNGE

Die Lunge ist DAS Atmungsorgan. Ihre Aufgabe ist der Gasaustausch – frischer Sauerstoff gegen verbrauchtes Kohlendioxid. Sie ist bei den Innereien oft im Hintertreffen, da sie nicht so nährstoffreich wie die anderen Organe ist. Man muss Lunge nicht unbedingt füttern, sie gehört jedoch zu den Innereien eines Beutetiers und man sollte versuchen, sie im Futterplan aufzunehmen.

Getrocknete Lunge ist ein sehr beliebtes Leckerli, das fettarm und damit auch für Tiere geeignet ist, die gerade abnehmen müssen.

Ist die Fütterung von Entgiftungsorganen problematisch?

In Leber und Niere werden die im Blut mitgeführten Giftstoffe so verändert, dass sie in Form von harmlosen Abbauprodukten den Körper wieder verlassen können – sie entgiften den Körper. Die Giftstoffe sind nur während der Phase der Umwandlung in den Organen anzutreffen, sie werden NICHT dort gespeichert. Das wäre ja auch fatal für jedes Lebewesen, wenn sich immer mehr Giftstoffe in der Leber konzentrieren würden.

Wenn Säugetiere vermehrt Schadstoffe zu sich nehmen, dienen die körpereigenen Fettdepots nicht mehr nur als Kältepuffer und Reserve für nahrungsärmere Zeiten, sondern auch als Zwischenlager für fettlösliche Gifte.

Der Anteil der Innereien und auch der Fettgehalt sind bei BARF aufgrund des Beutetier-Prinzips limitiert. So läuft man nie Gefahr, dass das eigene Tier zu viele Schadstoffe aufnimmt. Es ist aber immer von Vorteil beim Einkauf des BARF Fleisches auf gute Qualität und auch auf die Haltung der Schlachttiere zu achten. Durch artgerechte Fütterung und stressfreie Haltung minimiert sich die Belastung des Fleisches und der Innereien.

Aloe Vera – die bessere Innerei?

Leider liest man immer wieder, dass dazu geraten wird, die Innereien aus der Fütterung zu streichen und durch Aloe Vera Produkte zu ersetzen.

Aloe Vera ist eine tolle sukkulente Pflanze, deren Inhaltsstoffe man sehr gut phytotherapeutisch z.B im Bereich der Wundheilung einsetzen kann. Sie enthält auch sehr viele Inhaltsstoffe, die einem Glauben machen können, dass man durch den Einsatz von Aloe Vera Gel tatsächlich auf Innereien verzichten kann:

  • Vitamin A
  • Vitamin B (B1, B2, B6 und B12)
  • Folsäure
  • Niacin
  • Vitamine C
  • Vitamin E
  • Mineralstoffe: Calcium, Kalium, Magnesium, Natrium, Eisen, Mangan, Zink, Kupfer

Klingt doch super! Es gibt da aber ein paar schwerwiegende Probleme :

Zum Einen findet man keine genauen Angabe über die Mengen der enthaltenen Inhaltsstoffe im Aloe Vera Gel. Damit ist es nicht möglich nachzurechnen, ob und mit wieviel Aloe Vera man den Nährstoffbedarf des Tieres überhaupt decken könnte. Zum Anderen besteht das Aloe Vera Gel zu mehr als 90% aus Wasser. Die Annahme ist daher, dass man Unmengen des Produktes füttern müsste, um eine ausreichende Nährstoffdeckung zu erreichen.

In Pflanzen liegen zudem viele Vitamine in anderen Formen vor, als in tierischen Produkten. Pflanzenfresser nehmen Vorstufen des Vitamin A (beta-Carotin oder Provitamin A) über das Futter auf und wandeln diese Vorstufen in Vitamin A (Retinol) um, welches dann in ihrer Leber gespeichert wird. Der Jäger nimmt also über die Leber des Beutetiers direkt das fertig umgewandelte Vitamin A auf. Das hat evolutionär die Folge, dass Hunde nur mehr sehr ineffektiv pflanzliche Vorstufen des Vitamin A in Retinol umwandeln können und Katzen gar nicht. In Aloe Vera, da eine Pflanze, liegt Vitamin A somit auch „nur“ als Provitamin A vor, welches für unsere Hunde und Katzen nur schwer bis gar nicht nutzbar ist.

Aus den genannten Gründen ist es nicht möglich, die wertvollen Nährstoffe der Innereien durch Aloe Vera Gel zu ersetzen, ohne dabei massive Unterversorgungen zu riskieren. Wenn z.B aus gesundheitlichen Gründen weniger oder gar keine Innereien gefüttert werden können, muss man sehr intensiv herumtüfteln, um all die wertvollen Inhaltsstoffe der Innereien anderweitig zu ersetzen. In diesen Fällen sollte man sich einen ausgebildeten Ernährungsberater zur Seite holen.

Dein Tier ist nicht begeistert von Innereien?

Manchmal zeigen Tiere in der Umstellung auf BARF etwas Widerwillen gegen die Innereien. Sie haben eine andere, glibberige Konsistenz und riechen intensiver als Muskelfleisch. In diesen Fällen kann man probieren die Innereien kurz zu überbrühen oder anzubraten, um sie etwas schmackhafter zu machen. Manchmal hilft es bei Hunden auch die Innereien gemeinsam mit Pansen zu geben, da dieser meistens gerne gefressen wird. Es kann aber auch sein, dass einfach die Innereien einer anderen Tierart problemlos gefressen werden. Da muss man eventuell etwas herum probieren.

Innereien können zu weicherem Kot führen, daher kann es helfen, sie gemeinsam mit der Knochen-Ration zu füttern, da diese stopfend wirkt und sich die Effekte ausgleichen.

FAZIT:

Innereien haben heutzutage einen schlechten Ruf und werden als minderwertig oder schadstoffhaltig gesehen. Das ist nicht nur schade, sondern auch schlichtweg falsch. Wenn man sein Tier barfen möchte, muss man die lebensnotwendigen Nährstoffe über das Futter bereit stellen. Das ist alleine mit Fleisch und Gemüse nicht möglich. Innereien enthalten sehr viele Vitamine, Mineralien und Spurenelemente – genau das macht sie beim Barfen einfach unverzichtbar.

Sollte man auch irgendwelchen Gründen partout keine Innereien füttern wollen, würde ich den Gang zu einem erfahrenen Ernährungsberater empfehlen. Nur mit Erfahrung kann man den Ernährungsplan dann so gestalten, dass alle Nährstoffe, die die Innereien liefern würden, über andere Nahrungsergänzungsmittel in ausreichender Menge zugeführt werden.

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