Was kostet denn BARFen?

Was kostet denn BARFen?

Wenn man überlegt sein Tier auf BARF umzustellen, setzt man sich zwangsläufig auch mit den anfallenden Kosten der Rohfütterung auseinander. In den meisten Fällen wird angenommen, das Barfen viel, viel teurer ist, als das Füttern mit Fertigfutter. Dabei darf man aber fairerweise nicht Preise von Trockenfutter aus dem Discounter heranziehen, sondern hochwertiges Nassfutter. Denn wir sprechen hier ja über hochwertige Fütterung und daher sollte man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

Mit genügend Recherche und Planung kann BARFEN günstiger sein als die Fütterung von hochwertigem Fertigfutter.

Der finanzielle Aufwand bei BARF hängt natürlich von einigen Faktoren ab und mit ein paar Tricks ist es auch möglich die Kosten richtig zu reduzieren, ohne das dabei die Qualität leidet. Vorab gesagt, gibt es da keine Pauschalaussage! Man muss für sein eigenes Tier ausrechnen, was es für einen Futterbedarf hat und schauen, was man für Einkaufsmöglichkeiten hat.

Berechnung der Futtermenge für das Tier

Bevor an die Kosten überschlagen kann, muss man erst einmal wissen, was das Tier im Monat überhaupt an Futter braucht. Da macht es natürlich einen Unterschied ob man eine 4 kg Katze/Hund oder eine 70 kg Dogge füttern möchte. Futterpläne kann man, mit den notwendigen Grundlagen, durchaus selber erstellen, oder eine Ernährungsberatung hinzu ziehen. Die tägliche Futtermenge hängt dabei vom Alter, dem Gewicht, der Aktivität und dem Hormonstatus des Tieres ab. Ein Jungtier im Wachstum hat einen höheren Energiebedarf als ein kastrierter Senior.

Rechenweg

Es gibt Anhaltspunkte mit wieviel Prozent vom Körpergewicht man ein Tier in den unterschiedlichen Lebensphasen berechnet. Bei einem ausgewachsenen, durchschnittlich aktivem, mittelgrossen Hund, wie meinem Gizmo geht man von einer Futtermenge von 2-3% vom Körpergewicht aus. Wurde er vor der Kastration mit 2,5% berechnet um sein Gewicht zu halten, musste ich die Futtermenge nach der Kastration auf 2% absenken, da er begonnen hatte Gewicht zuzulegen. Da muss man als Halter flexibel sein und die Fütterung je nach Lebensphase anpassen.

Der Rechenweg ist dabei so (am Beispiel von Gizmo):

Gewicht des Hundes in kg : 15 kg x 0,02 (% vom KG) = 300 g Futtermenge

Gizmo bekommt also täglich 300g BARF-Futter aufgeteilt auf 2 Mahlzeiten a 150g.

Einkaufsliste

Eine BARF-Ration besteht ja zudem nicht nur aus Muskelfleisch, sondern aus verschiedenen Komponenten. Die 300g Futtermenge unterteilen sich in 240g tierischen Anteil (80%) und 60g pflanzlichen Anteil (20%).

Der tierische Anteil unterteilt sich dabei in

  • 120g Muskelfleisch mit 15-20% Fettanteil
  • 35g Innereien (Leber, Niere, Milz, Herz, Lunge)
  • 35g Rohe Fleischige Knochen (RFK)
  • 50g Pansen oder Blättermagen

und der pflanzliche Anteil in:

  • 45g Gemüse
  • 15g Obst

Mit diesen Werten kann man genau ausrechnen, wie der Monatseinkauf aussehen muss (Tagesbedarf x 30 Tage). Für Gizmo kaufe ich also im Monat:

  • 3,6 kg Muskelfleisch
  • 1,05kg Innereien, davon 320g Leber und je 180g Nieren, Milz, Herz und Lunge
  • 1,05kg RFK (gemischt: harte und weiche Knochen)
  • 1,5kg Pansen/Blättermagen
  • 1,35 kg Gemüse (z.B Salat, Gurke, Karotten, Pastinaken,…)
  • 0,45 kg Obst (z.B Äpfel, Birnen, Beeren,…)

Vergessen darf man dabei natürlich nicht auf die Zusätze, wie hochwertiges 369 Öl, Seealgenmehl oder Dorschlebertran. Diese muss man jedoch nicht jeden Monat kaufen.

Muskelfleisch ist bei den tierischen Komponenten am „teuersten“. Man sollte sich jedoch beim Muskelfleisch nicht dazu verleiten lassen, nur Schlachtabfälle wie Kehlkopf, Schlund oder Euter zu nehmen. Zuviel bindegewebsreiches, minderwertiges Fleisch belastet die Verdauung und auch die Entgiftungsorgane wie die Niere. Hier sollte man darauf achten hauptsächlich hochwertiges Protein zu füttern.

Wo am besten Einkaufen?

Online BARF-Shops

Mittlerweile ist der Markt voll von Online-Anbietern für BARF Fleisch. Sogar in Österreich gibt es bereits einige sehr gute Anbieter die versenden. Die Qualität und der Preis können dabei sehr variieren und es hängt von einem selber ab, was für Ansprüche man in Bezug auf Qualität des Fleisches und der Tierhaltung hat. Es bleibt einem dabei nichts anderes übrig als Shops aus zu probieren und sich selber von den Produkten ein Bild zu machen.

Wie beim Fleisch für den menschlichen Verzehr gibt es sowohl Billiganbieter als auch Shops mit Fleisch mit BIO Qualität. Dass da die Preise sehr variieren, braucht einen nicht wundern. Ebenso hat es Auswirkungen auf den Preis, ob alles gewolft wird, oder auch stückig verfügbar ist. Gerade wenn man große Hunde hat, findet man in manchen BARF-Shops auch größere Produkteinheiten (z.B 5kg Rindfleisch), die dann günstiger kommen.

Märkte, Schlachthöfe, Bauern und Jäger

Wenn man barft, sollte man durchaus schauen, was für Betriebe man in der näheren Umgebung hat. Der Einkauf auf dem Markt oder beim Bauern hat den Vorteil, dass man weiß, wo die Produkte herkommen. Gerade Fleisch oder Innereien für den Hund bekommt man wenn man fragt oft gerne und günstig zur Verfügung gestellt, da die Betriebe dann weniger wegwerfen müssen. Meistens bekommt man das Fleisch ganz frisch und braucht sich keine Gedanken darüber machen, wie lange es im Shop bereits schon tiefgefroren war. Obst und Gemüse kann man zu Marktende oft sehr günstig erwerben und kauft dadurch sogar saisonal und regional.

Schlachthöfe entsorgen Fleisch, das nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Auch hier kann man anfragen, ob man Fleischabschnitte, Innereien oder Pansen bekommen kann.

Rehe die angefahren werden, dürfen für den menschlichen Verzehr nicht mehr verwendet werden. Man hat daher die Möglichkeit bei Jägern anzufragen, dass man bei einem Roadkill informiert wird. In dem Fall bekommt man tolles Fleisch zu sehr guten Preisen und das Tier ist nicht umsonst gestorben.

In Städten hat man mittlerweile viele türkische Supermärkte mit Frischfleisch. Auch hier habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Innereien und Lammrippen bekommt man hier zu tollen Preisen ganz frisch.

Wer sich jetzt Gedanken wegen der Halal-Schlachtung macht, dem sei folgendes gesagt: in Österreich und Deutschland ist eine Betäubung der Tiere gesetzlich vorgeschrieben und Schächtung darf nur im Beisein eines Tierarztes erfolgen.

Supermarkt und Diskonter

Natürlich bekommt man das meiste an Fleisch auch im normalen Supermarkt oder Diskonter. Tatsächlich kann man in den Geschäften vor langen Wochenenden oder Feiertagen Schnäppchen machen, da Fleisch dann oft sehr viel billiger abverkauft wird. Auch BIO-Fleisch und Fleisch aus artgerechter Haltung.

Beim Fleisch fürs Tier sollte man genauso im Hinterkopf behalten, dass sehr billiges Fleisch im Supermarkt normalerweise aus Massentierhaltung stammt. Gerade bei Geflügel wie Huhn oder Pute ist die Haltung der Tiere oft katastrophal und das Fleisch mit Medikamenten belastet.

Persönlich nehme ich davon Abstand Fleisch für meine Tiere im Supermarkt zu kaufen. Das Fleisch dort ist für den menschlichen Verzehr gedacht und ich bekomme qualitativ genauso gutes Fleisch beim BARF-Shop meines Vertrauens. Dadurch finden auch diese, für den Menschen nicht geeigneten Fleischabschnitte einen Abnehmer.

Obst und Gemüse von Balkon oder Garten

Wenn man Glück hat und einen Balkon oder sogar Garten besitzt, kann man zumindest einen Teil der pflanzlichen Komponenten selber anbauen und dadurch Geld sparen. Kräuter (z.B Kresse, Basilikum, Petersilie) und Salate kann man leicht in Balkonkistchen anbauen. Gurken wachsen auch gut in Töpfen und liefern bei guten Bedingungen eine gute Ernte. Gute Gurke! 😉 Dass man, wenn man nicht einen riesigen Gemüsegarten besitzt, nicht den Gesamtbedarf decken kann, ist klar. Es macht jedoch viel Spaß und man weiß, woher Obst und Gemüse stammen.

Bei Obst und Gemüse lässt sich gut sparen, indem man saisonal und regional einkauft. Oft hat man Glück und kann am Geschäftschluss von Bauernmärkten Obst und Gemüse günstig erstehen. Auch die Obst / Gemüsemischungen kann man portioniert einfrieren und ist nicht gezwungen wöchentlich einzukaufen. Dadurch kann man auch bei den frischen Komponenten Geld sparen, wenn man die Möglichkeit hat in großen Mengen Schnäppchen zu machen.

BARF Zusätze

Man sollte bei den BARF-Zusätzen auf gute Qualität achten. Das 369 Öl und der Dorschlebertran sollten aus Wildfang stammen, und eine Schadstoffanalyse aufweisen. Fisch gehört heutzutage zu den am höchsten schadstoffbelasteten Lebensmitteln. Seealgenmehl braucht unbedingt eine genaue Jod-Angabe. Wenn man hier auf gute Qualität achtet, kosten die notwendigen Zusätze einfach ein bisschen mehr. In den BARF-Shops findet man mittlerweile die unterschiedlichsten Zusätze, doch nicht alle machen Sinn. Da sollte man sich nicht verführen lassen und einfach alles kaufen. Sparen kann man, indem man in der Fütterung einfach nur jene Zusätze verwendet, die wirklich gebraucht werden.

FAZIT: BARFen muss nicht teuer sein

Wenn man ein wenig Zeit dafür verwendet nach guten Fleischquellen Ausschau zu halten, kann man die Kosten bei BARF gut regulieren. Das das natürlich etwas aufweniger ist, als einfach in den Tierfutterbedarf zu gehen und einen 25 kg Sack Trockenfutter zu kaufen, ist klar. Hat man jedoch mal damit angefangen und es schätzen gelernt gute Qualität für wenig Geld zu bekommen, dann ist das fast so gut wie „Schuhe shoppen“. Tatsächlich ertappt man sich als BARFerIn immer wieder dabei, neue Quellen anzuschreiben und Neues auszuprobieren. Wenn man sich selber gerne gut ernährt und diesen Anspruch auch für sein Tier hat, macht das sogar Spaß und man ist stolz, wenn man mit der „Beute“ nach Hause kommt.

Das hochwertige Nassfutter für Gizmo hat im Monat 75€ gekostet. Seit ich barfe, zahle ich im Monat, je nachdem wo ich einkaufe, 50-60€. Damit kostet mich BARFen weniger, obwohl ich sehr hochwertiges Fleisch kaufe. Das kann sich doch sehen lassen! 🙂

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