Phytotherapeutische Unterstützung der Hündin in der Zeit der Läufigkeit und Scheinträchtigkeit
Läufigkeit und die oft folgende Scheinträchtigkeit sind ganz natürliche Vorgänge bei intakten Hündinnen. Wer noch nie eine Hündin hatte, ist aber oft unsicher: Wann wird die junge Hündin zum ersten Mal läufig? Wie lange dauert das Ganze? Woran erkenne ich, wann es los geht und wann sind die „gefährlichen Tage“, wo ich wirklich richtig aufpassen muss? Was ist die Scheinträchtigkeit und warum verändert sich das Tier in dieser Zeit?
Je besser man über den Vorgang der Läufigkeit und den damit verbundenen Veränderungen bei der Hündin informiert ist, desto stressfreier kommt man gemeinsam durch diese Zeit.
Wie bei uns Menschen, ist der Eintritt in die Pubertät und der damit verbundene Beginn der Sexualreife auch bei Hündinnen individuell sehr unterschiedlich. Mit Beginn der Pubertät, meist zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat werden Hündinnen das erste Mal läufig. Bei großen Rassen kann es sogar bis zum 24. Lebensmonat dauern.
Die Phasen der Läufigkeit
Die Länge der Läufigkeit, ist von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Die Vorbrunst (Proöstrus) kann zwischen 3 und 17 Tagen dauern. In dieser Zeit reifen die Eizellen im Eierstock heran und die Gebärmutter wird für eine mögliche Trächtigkeit vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt riecht das Weibchen für Rüden schon sehr attraktiv und viele Verehrer versuchen dann bereits ihr Glück.
Die Länge der Brunst variiert zwischen 3 und 21 Tagen. Ab nun ist das Weibchen bereit für die Paarung und zeigt dies auch körperlich aktiv an – dies nennt man auch die Standhitze.
Dieser Zyklus wiederholt sich etwa alle 7 Monate (zweimal im Jahr), das ist aber bei jedem Hund individuell etwas unterschiedlich.
Durch die hormonellen Schwankungen verändert sich nicht nur der Körper sondern auch das Verhalten der Hündin. Manche Hündinnen markieren z.B offensiv und setzen Duftmarken, um anzuzeigen, dass sie für eine Paarung bereit sind. Während die Hündinnen in der Vorbrunft oft abweisend, beinahe „zickig“ gegenüber Artgenossen erscheinen, werden sie in der Brunft oft sehr anhänglich und kuschelbedürftig.
Nach der Brunst folgt die sogenannte Nachbrunst. Äußerlich sind bald kaum noch Anzeichen einer Läufigkeit zu erkennen, doch im Körper der Hündin tut sich einiges. Nach einem Eisprung entstehen an den Eierstöcken die sogenannten Gelbkörper. Diese produzieren das Hormon Progesteron. Wenn es zu einer Befruchtung kommt, ist dieses Hormon dafür zuständig, dass in der Gebärmutter ideale Bedingungen für die Einnistung des Eis herrschen. Die Produktion von Progesteron findet jedoch immer statt – ganz egal ob es zu einer Befruchtung gekommen ist, oder nicht. Es dauert rund 9 bis 12 Wochen, bis der Körper die Gelbkörper endgültig abgebaut hat. Mit dem Abbau der Gelbkörper sinkt auch der Hormonspiegel, der Hormonstatus des Hundes normalisiert sich wieder. Bei den meisten Hunden verläuft diese ganze Geschichte völlig ohne Zwischenfall und die Hündin geht in die Ruhephase über.
Von der Läufigkeit in die Scheinträchtigkeit
Der sinkende Hormonspiegel sorgt jedoch bei einigen Hündinnen dafür, dass ein weiteres Hormon produziert wird – das Prolaktin. Dieses Hormon ist für die Milchproduktion im Hundekörper zuständig. Wenn das passiert, kommt es bei diesen Hündinnen 9-12 Wochen nach dem Ende der Läufigkeit zu einer Scheinträchtigkeit. Durch die Hormonschwankungen glaubt der Körper es liegt eine Trächtigkeit vor. Diese „Scheinschwangerschaft“ sorgt in der Natur dafür, dass auch Weibchen ohne Welpen die Nachkommen im Rudel umsorgen. Etwa 25% der Hündinnen sind betroffen, wobei es verstärkt bei kleinen Hunderassen vorkommt.
Die Hormone Progesteron und Prolaktin sind somit hauptsächlich für die Symptome der Scheinträchtigkeit verantwortlich: während der Progesteronspiegel im Blut nach der Läufigkeit absinkt, steigt der Prolaktinspiegel an, wodurch dem Körper eine Trächtigkeit vorgegaukelt wird.
Die Symptome sind von Hündin zu Hündin unterschiedlich stark ausgeprägt und müssen auch nicht immer auftreten. Zu den Symptomen zählt ein Anschwellen der Milchleiste, oft verbunden mit einem Milchfluss aus den Zitzen.
Die betroffenen Weibchen zeigen oft ein ausgeprägtes mütterliches Verhalten. Viele Hündinnen bereiten in dieser Zeit ein Nest für den Nachwuchs vor. Kuscheltiere und Spielzeug werden wie Welpen behandelt und umsorgt. Dieses Verhalten kann aber auch in Aggressivität oder Depression umschlagen. Während der Scheinschwangerschaft neigen manche Weibchen auch häufiger zu Erbrechen oder Durchfall.
Viele Hündinnen zeigen in der Zeit der Scheinträchtigkeit auch mangelnden Appetit. Der Hormone bewirken eine Art Depression und Niedergeschlagenheit. Die Hunde fühlen sich schlapp und der Druckschmerz der angeschwollenen Zitzen ist für viele Hündinnen unangenehm.
Der Hormonspiegel sowie die Verhaltensweisen und körperlichen Veränderungen normalisieren sich nach etwa 2-3 Wochen wieder.
Wie kann man die Hündin in dieser Zeit unterstützen?
Weil es sich bei der Scheinträchtigkeit nicht um eine krankhafte Störung handelt, sondern um ein normales Geschehen im Zyklus, ist für gewöhnlich keine Therapie notwendig.
Durch lange Spaziergänge kann man die Hündinnen ablenken. Spielzeug und Kuscheltiere sollte man rechtzeitig wegräumen. Wenn die Hündin jedoch bereits Dinge bemuttert, sollte man ihr die „Ersatzwelpen“ lassen, da ein Entfernen in dieser Phase weiteren Stress für die Hündin bedeutet.
Durch Streicheln oder Belecken der Zitzen wird vermehrt Prolaktin ausgeschüttet. Dieses Hormon regt die Milchproduktion an und verstärkt die Symptome der „Scheinschwangerschaft“. Ein Body oder eine Halskrause helfen zum Beispiel dabei, die Hündin vom Belecken des Gesäuges abzuhalten, damit das Gesäuge möglichst wenig stimuliert wird. Auch ein Futterentzug für 24 Stunden und danach langsames Steigern der Futtermenge über 3-5 Tage, kann helfen die Milchproduktion zu reduzieren.
Wenn die Hündin während der Scheinträchtigkeit starke Symptome zeigt und man das Gefühl hat, sie leidet sehr darunter, kann man das Tier auch phytotherapeutisch unterstützen.
Es gibt einige
Wildkräuter, die Östrogen- und Progesteron-ähnliche Hormone in großen Mengen
enthalten. Sie können helfen, den Hormonhaushalt auszugleichen und die Symptome
der Scheinschwangerschaft auf natürliche Weise zu lindern.
Folgende Kräuter können helfen, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen:
Mönchspfeffer (Agnus castus)
Mönchspfeffer ist eine der bekanntesten Heilpflanzen zur Behebung von Progesteronmangel, da er die körpereigene Progesteronproduktion anregt. Bereits die Mönche im Mittelalter setzten diese Pflanze ein, um den Geschlechtstrieb und die Liebeslust einzudämmen und so leichter ein keusches Leben führen zu können. Daher der Name der Pflanze.
Mönchspfeffer ist eine wirkungsvolle und natürliche Hilfe für Tiere, die unter hormonellen Störungen und deren Auswirkungen leiden. Er wirkt beruhigend und hat eine stimmungsausgleichende Wirkung.
Mönchspfefferfrüchte (Samen) sind reich an Inhaltsstoffen. Durch die enthaltenen ätherischen Öle und Gerbstoffe haben sie eine antibakterielle und antimikrobielle Wirkung. Zudem wirkt der Mix aus ätherischen Ölen, Bitterstoffe und Flavonoide beruhigend, entzündungshemmend, krampflösend und fördert die Durchblutung. Er kann den Hormonstoffwechsel regulieren und helfen, dass sich die Hündin wieder wohler fühlt und sich das Verhalten in der Scheinträchtigkeit wieder normalisiert. Weiters wirkt Mönchspfeffer entkrampfend, schmerzlindernd.
Bei der Anwendung von Mönchspfeffer muss man immer bedenken, dass sich seine Wirkung langsam zeigt, oft erst nach einigen Wochen. Daher muss man rechtzeitig mit der Anwendung beginnen. Man verwendet dabei meist standardisierte Produkte wie Agnucaston oder Biofem in der vom Hersteller empfohlenen Dosierung. Anfänglich wird der Mönchspfeffer manchmal verweigert, daher muss man ein wenig tricksen, damit die Hündin es mit dem Futter aufnimmt.
Nicht gefüttert werden darf der Mönchspfeffer während einer tatsächlichen Trächtigkeit, der Zeit der Laktation und bei Tumoren der Milchleiste.
Himbeerblätter (Rubus idaeus folium)
Die Himbeere gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Himbeerblatt-Tee stammt aus den Blättern der Himbeerpflanze. Dieser Kräutertee wird seit Jahrhunderten zur Unterstützung der Gesundheit der Atemwege, des Verdauungstraktes und der Gebärmutter eingesetzt, insbesondere während der Schwangerschaft und im gebärfähigen Alter.
Himbeerblatt wird auch als „Kraut der Frau“ bezeichnet. Es ist reich an Vitaminen C, E, A, B und hat bedeutende Mengen an wichtigen Mineralien wie Magnesium, Kalium, Calcium und Phosphor, sowie essentielle Spurenelemente wie Zink, Eisen, Chrom und Mangan. Diese Vitamine und Mineralien sind in einer leicht aufnehmbaren Form enthalten und machen Himbeerblatt Tee zu einer wunderbaren Nahrungsergänzung bei Hündinnen.
Der Tee aus Himbeerblättern das Alkaloid, Fragrin, das helfen kann, die Gebärmutter sowie den Beckenbereich zu stärken.
Zur Verminderung von ausgeprägter Scheinträchtigkeit beginnt man mit der Gabe der Himbeerblätter bereits mit Beginn der Läufigkeit. Dazu gibt man die Blätter frisch oder getrocknet mit ins Futter. Es ist aber auch die Anwendung als Tee (Infus) möglich. Dazu gießt man 1,5 g Droge mit 200 ml heißem Wasser auf und lässt den Infus 5-7 Minuten ziehen. Man gibt davon etwa 20-30ml pro 10kg Körpergewicht der Hündin pro Tag.
Himbeerblätter wirken reinigend und durchblutungsfördernd und helfen dem Körper, sich nach nach der Läufigkeit schneller zu regenerieren. Sie beugen zudem einer Gebärmutterentzündung einige Wochen nach der Läufigkeit vor. Weiters werden Himbeerblätter häufig für eine sanfte Geburtsvorbereitung, da die Inhaltsstoffe durchblutungsfördernd auf die Unterleibsorgane wirken und die Gebärmutter entspannen. Durch die Lockerung von Muttermund und Beckenmuskulatur wird eine schnelle Geburt gefördert.
Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa)
Die Traubensilberkerze ist vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent verbreitet. Sie wächst wild in einigen Regionen Kanadas und in vielen Bundesstaaten der USA.
Die Wurzeln der Pflanze enthalten Triterpen-Glykoside (wie Cimicifugosid, Actein) sowie Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren. Bisher wurde vermutet, dass die enthaltenen Triterpene eine östrogenartige Wirkung zeigen. Neue Studien zeigen jedoch, dass ein anderer Wirkmechanismus vorliegt. Die Wirkung kommt vermutlich über das Neurotransmitter-System zustande und wird über Dopamin-, Serotonin- und Opioid-Rezeptoren vermittelt.
Obwohl die Traubensilberkerze keine der üblichen Phytohormone enthält, hat sie eine ausgeprägte Wirkung auf das weibliche Hormonsystem. Die Traubensilberkerze ist in der Lage den Progesteron und Östrogen-Spiegel ins Gleichgewicht zu bringen. Eine wichtige Rolle spielt hier das östrogenähnliche Cimicifugin, aber ohne die negativen Wirkungen des Östrogens. Es wirkt regulierend auf den Hormonhaushalt der Hündin. Die Pflanze enthält zusätzlich einen Serotonin-ähnlichen Stoff, der eine stimmungsaufhellende Wirkung hat und dadurch hilft Stimmungsschwankungen, Unruhe und hormonell bedingte Depressionen auszugleichen.
Weiters verfügt die Traubensilberkerze schmerzlindernde und krampflösende Eigenschaften.
Da ein selbst hergestellter Infus weniger wirksam ist, greift man auch hier auf standadisierte Produkte wie Remifemin zurück, die Extrakte aus der Wurzel der Traubensilberkerze enthalten.
Wie der Mönchspfeffer braucht die Traubensilberkerze ebenfalls eine gewisse Anwendungsdauer, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Oft verwendet man die beiden Kräuter auch in Kombination um ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Bei sehr ausgeprägtem Symptomen der Scheinträchtigkeit zeigt sich häufig erst beim 2. Zyklus der Verabreichung eine Verbesserung.
Hilfe bei Entzündung der Milchleiste
Manchmal schwellen die Milchdrüsen jedoch so stark an oder die Milchproduktion ist so stark, dass es in Folge zu Entzündungen kommt. Das Gesäuge verhärtet, wird warm und die Hündin ist sehr schmerzempfindlich. In diesem Fall muss sofort der Tierarzt aufgesucht haben.
Parallel zur schulmedizinischen Behandlung helfen Topfenwickel bei Entzündungen der Milchleiste. Dazu wird Topfen aus dem Kühlschrank auf ein Tuch gegeben und auf die Milchleisten des Hundes gelegt.
Rechtzeitige Fütterung von Petersilie und Salbei helfen den Milchfluss vorab zu stoppen. Dazu hackt man Petersilie und Salbeiblätter und gibt diese morgens und abends zum Futter bis die Milch versiegt. Wie lange es dauert, bis eine Wirkung einsetzt, ist von Hund zu Hund verschieden. Beide Kräuter dürfen jedoch nicht während einer tatsächlichen Trächtigkeit gefüttert werden.
FAZIT
Wer eine Hündin hat, sollte genau beobachten, wann die Läufigkeit stattfindet. So kann man rechtzeitig eingreifen, wenn die Hündin scheinträchtig wird und das Tier mit passenden Mitteln unterstützen. Welche Kräuter am Ende funktionieren, muss man ausprobieren, da das auch individuell unterschiedlich sein kann. Wichtig ist dabei die längere Anwendung der Kräuter zu beachten und rechtzeitig mit der phytotherapeutischen Unterstützung zu beginnen. 🙂
Man darf aber nicht vergessen, dass die Hündin nicht krank ist, denn Läufigkeit und Scheinträchtigkeit gehören einfach zum Leben einer intakten Hündin. Wie es der Hündin in dieser Zeit geht, ist sehr individuell und genauso individuell sollte man das Tier unterstützen.