Richtige Fütterung von Rohen Fleischigen Knochen (RFK)
Raubtiere fressen immer auch einen Teil der Knochen des Beutetiers, da sie lebenswichtige Stoffe wie Mineralstoffe, Spurenelemente und natürlich Calcium für ein gesundes Knochengerüst enthalten.
Knochen sind daher in der Rohfütterung nach BARF ein essentieller Bestandteil eines bedarfsdeckenden Futterplans für Hunde und Katzen. Es ist daher wichtig, sich einige Gedanken zur richtigen Fütterung der Knochen zu machen.
Worauf muss man bei der Knochenfütterung achten?
Was sind Rohe Fleischige Knochen?
Beim Hund sind in den 80% tierischem Anteil 15% Rohe Fleischige Knochen (RFK) enthalten. Eine BARF-Ration für Katzen enthält 10% RFK in den 95% tierischem Anteil. Diese Rohen fleischigen Knochen bestehen, wie der Name schon sagt, optimalerweise zu 50% aus Knochen und 50% aus Muskelfleisch.
Denn erst durch eine ausreichend große Fleischmenge am Knochen wird dieser richtig verdaut, da Fleisch als Schlüsselreiz zum Start der Magensäure-Produktion dient. Blanke Knochen alleine hemmen aufgrund des hohen Mineralstoffgehalts die Salzsäure-Produktion im Magen und können dann nur unzureichend vom Tier verdaut werden. Daher immer darauf achten, dass die Knochen gemeinsam mit Muskelfleisch gefüttert werden.
Knochen immer roh füttern
Knochen werden IMMER und ausschließlich roh gefüttert. Rohe Knochen sind von der Struktur her noch etwas „elastisch“, während gekochte Knochen diese Elastizität verlieren und spröde werden, wodurch sie zu splittern beginnen können. Gekochte Knochen sind eine ganz große Verletzungsquelle für die Tiere!
Unterschied weiche und harte Knochen
Man unterschiedet zwischen weichen und harten Knochen. Zu den weichen Knochen zählen im Normalfall alle Geflügelknochen (Hühnerhälse, Hühnerflügel, Hühnerkarkassen, Entenflügel,..) und Knochen vom Kaninchen. Harte Knochen wären zum Beispiel Lammrippen, Ziegenrippen oder Rinderbrustbein.
Hier ein paar Richtwerte für die Calcium/Phosphormenge in oft genutzten Knochen:
RFK Sorten | pro 100g |
Hühnerhälse (mit Fleisch, ohne Haut) | 1542 mg Ca + 1415 mg P |
Hähnchenflügel (mit Knochen) | 1070 mg Ca + 660 mg P |
Putenhals (mit Fleisch, ohne Haut) | 1750 mg Ca + 730 mg P |
Rinderbrustbein | 2900 mg Ca + 750mg P |
Lamm- oder Ziegenrippen (ohne Fleisch ) | 3900 mg Ca |
Hauskaninchen (ausgeweidet, ohne Kopf, Füße und Fell) | 1554 mg Ca + 899 mg P |
Beim Hund füttert man meistens eine Mischung von weichen und harten Knochen und erreicht dadurch sehr einfach eine gute Deckung der Nährstoffe wie Calcium, Phosphor, uvm.
Da die Beutetiere von Katzen kleiner sind als die der Hunde, greift man bei ihnen auf weiche Knochen von Geflügel oder Kaninchen zurück.
Keine zu harten Knochen füttern
Bitte NIE tragende Knochen und Knochen von älteren Tieren füttern, da sie einfach zu hart sind und die Zähne des Hundes schädigen können. Zu den tragenden Knochen gehören Rinder/Pferderippen, die Wirbelsäule (Ochsenschwanz), Beine und damit auch Marknochen. Immer wieder sieht man Fotos von Hunden, die ihren Kiefer im Markknochen eingeklemmt haben. Es zahlt sich nicht aus für ein bisschen Kauspaß die Gesundheit des Hundes zu riskieren.
Was tun, wenn der Hund nur weiche Knochen verträgt oder Kohlenhydrate bekommt?
Dann muß der Anteil der Knochen im Futterplan von 15% auf 20% erhöht werden. Die Pansenmenge wird im Gegenzug auf 15% reduziert. Auch wenn der Barf-Plan des Hundes Getreide enthält, muss der Knochenanteil erhöht werden, da die Phytinsäure in den Kohlenhydraten die Calcium-Aufnahme im Körper hemmt und damit der Bedarf an Calcium steigt.
Bedarfswerte kennen
Es ist sehr empfehlenswert sich die Bedarfswerte des eigenen Tieres einmal genauer anzuschauen. Dadurch kann man sich besser vorstellen, wieviel man von welchen Knochen füttern muss, um den Nährstoffbedarf zu decken. Diese Bedarfswerte findet man z.B auf der Homepage von Barfkultur.
Ein Beispiel:
Mein Hund Gizmo wiegt 15kg und hat damit einen theoretischen Bedarf von 991mg Calcium/Tag = ~6930mg/Woche. Er ist mit 2% berechnet und bekommt 35g RFK am Tag (= 245g/Woche).
Würde ich jetzt nur Hühnerhälse füttern, bekäme Gizmo knapp 3770 mg Calcium/Woche – also zu wenig. Nur mit Lammrippen würde ich wieder zuviel Calcium füttern. Bei uns gibt es also an 5 Tagen weiche Knochen von Huhn, Ente, Pute oder Kaninchen und 2x pro Woche Lamm – oder Ziegenrippen.
Man muss das nicht auf das Milligramm genau ausrechnen, sollte aber ungefähr eine Ahnung haben, in welchem Bereich man sich bewegt.
Wie füttert man Knochen richtig?
Die Fütterung der Knochen sollte auf mehrere Tage pro Woche verteilt werden, damit sich die Nährstoffzufuhr nicht nur auf einen Tag beschränkt. Knochen werden auch meistens besser vertragen, wenn man mehrere kleinere Portionen füttert. Da Katzen immer ein Komplettfutter bekommen, erhalten sie auch jeden Tag die berechnete Menge an Knochen.
Ob man die Knochen stückig oder gewolft gibt, ist Geschmackssache und hängt davon ab, wie der Hund damit zurecht kommt. Ältere Hunde kommen oft besser mit gewolften Knochen zurecht. Bei Katzen gibt man meistens gewolfte Knochen, obwohl manche Katzen durchaus auch mit Hühnerhälsen am Stück gut zurecht kommen.
Was tun bei Knochenkot?
Zuviel Knochen auf einmal können zu Knochenkot führen. Der Körper führt in diesem Fall überschüssiges Calcium über den Kot ab. Dieser Kot ist fast kreideweiß, sehr hart und fast staubig. Die Tiere haben dann auch Probleme den Kot abzusetzen. Dieser Knochenkot kann für das Tier sehr gefährlich sein, da es zu massiven Verstopfungen bis hin zum Darmverschluss kommen kann.
Daher das eigene Tier unbedingt immer sowohl bei der Fütterung der Knochen, als auch beim Kotabsetzen beobachten. Das dient der Sicherheit, und der Kontrolle, ob das Tier mit der aktuellen Fütterung zurecht kommt. Gegebenfalls muss man die Fütterung der Knochen sofort anpassen.
Sollte man wirklich mal Knochenkot bei seinem Tier entdecken, 1-2 Tage keinen Knochen oder Knochenersatz füttern. Unterstützend kann man abführende Lebensmittel wie Sauerkraut, Milchprodukte oder Innereien füttern. Wenn sich die Situation nicht rasch verbessert, sollte man unbedingt sofort den Tierarzt aufsuchen!
Bei manchen Hunden ist es sinnvoll Knochen mit Innereien gleichzeig zu füttern, da Innereien eher abführend wirken und der Effekt der beiden Komponenten sich dann aufhebt. Hunden, die auch bei täglicher Gabe von kleinen Mengen Knochen Probleme haben, kann durch diese Kombination meistens geholfen werden.
Wenn man beginnt sein Tier zu barfen, sollte man immer unbedingt mit gewolftes, weichen Knochen beginnen, und das Tier langsam an stückige und dann härtere Knochen gewöhnen. Zu Beginn der Fütterung von stückigen Knochen kann es passieren, dass nicht verdaute kleine Knochenstücke wieder erbrochen werden. Das ist ein Anzeichen, dass der Körper die Verdauung der Knochen einfach noch nicht schafft. Das sollte sich aber rasch bessern. Oft hilft es Knochen am Vormittag zu füttern, damit der Körper mehr Zeit für eine effektive Verdauung hat. All das muss man beobachten und die Fütterung optimal für sein Tier gestalten.
Sind Knorpel auch RFK?
Knorpel sind KEINE Calcium-Lieferanten und somit kein Ersatz für RFK. Auch wenn sie oft als solches angeboten werden. Knorpel können ab und zu als Kauspaß dienen, jedoch nicht zur Calcium-Deckung. Knorpel sind sehr schwer verdaulich und viele Hunde haben Probleme mit zuviel Knorpel. Sie liegen im wahrsten Sinne des Wortes schwer im Magen.
Was tun, wenn Knochen nicht vertragen werden?
Wenn man aus bestimmten Gründen keine Knochen füttern kann/will (Erkrankungen, Verträglichkeiten, usw), muss man auf Calciumpräparate wie Knochenmehl, Calciumcitrat & Co zurückgreifen, um den Calcium-Bedarf zu decken. Da die Vor – und Nachteile der verschiedenen Supplemente den Rahmen sprengen würden, gibt es dazu einen eigenen Artikel.
FAZIT
Für eine ausgewogene Rationsgestaltung ist es unumgänglich Knochen zu füttern, da sie dem Hund / der Katze wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente liefern. Sie sollten bei Hunden an mindestens 3-4 Tagen in der Woche gefüttert werden. Zur besseren Verdaulichkeit der Knochen darauf achten, dass immer ausreichend Muskelfleisch gemeinsam mit den Knochen gefüttert wird. Wenn man sich mit stückigen Knochen unsicher ist, kann man diese auch gewolft füttern.
Kommt das Tier aufgrund von Alter, Verträglichkeit oder Erkrankungen nicht mehr mit der Knochenfütterung zurecht, muss man geeignete Calcium-Supplemente einsetzen, um den Calciumbedarf zu decken.
Auf wieviele Tage man die Knochenration verteilt, und welche Knochen man einsetzt, hängt davon ab, wie das eigene Tier es am besten verträgt. Nur das sollte ausschlaggebend sein, und die Fütterung daran angepasst sein.