Die richtige Energiezufuhr bei Hunden und Katzen mit Hilfe von Fett
Immer wieder lese ich, dass Tiere nach der Umstellung auf BARF Gewicht abnehmen und offensichtlich übermässig Hunger haben, obwohl sich die Futterration bereits über der empfohlenen Fütterungsmenge orientiert.
Aber woran kann das liegen?
In der Ernährung des Menschen wird Fett oft verteufelt – alles muss fettfrei sein, möglichst mager, ansonsten bekommt man (oder eher Frau) einen Schweißausbruch. Dieses Gefühl legt man dann auch schnell auf die Ernährung der Tiere um. Sogar das Fleisch, welches man in BARF-Shops extra für die Tiere bekommt, ist meist sehr, sehr mager.
Was Mensch aber dabei vergisst – Fett ist bei Karnivoren (Fleischfressern) DER Energielieferant. Der Fettanteil den ein Hund oder eine Katze über ein Beutetier aufnehmen würden, läge bei etwa 8-12,5%. Wenn wir also bei BARF ein Beutetier nachbauen, sollte der Fettanteil der Portion auch in diesem Bereich liegen.
Ein kurzer Exkurs in die Biologie
Fette werden auch als Lipide bezeichnet. Sie zählen zu einer der drei möglichen Energiequellen, die unsere Vierbeiner nutzen können:
- Fette
- Kohlenhydrate
- Proteine
Fette
Fette kann man grob unterteilen in gesättigte Fettsäuren, ungesättigte Fettsäuren und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Tierisches Fett enthält mehr gesättigte Fettsäuren und ist für Hunde und Katzen viel besser und direkter verwertbar als pflanzliches Fett. Fett ist ein wichtiger Energielieferant, sorgt für eine gute Verdauung, glänzendes Fell und gesunde Haut.
Katzen benötigen zudem Fett in der Nahrung, da ihr Körper aufgrund eines Enzymmangels Arachidonsäure nicht aus Linolsäure selber bilden kann. Sie muss daher über die Nahrung zugeführt werden.
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate sind einfach gesagt Mehrfachzucker oder Stärke. Vor allem Getreide, aber auch Pseudogetreide, Reis und Kartoffeln sind reich an Kohlenhydraten. Kohlenhydrate liefern schnell verfügbare Energie – man denke nur an Sportler und Traubenzucker. Sie werden in der Leber zu Glykogen umgewandelt und überschüssige Kohlenhydrate in Fettdepots umgewandelt, die der Körper speichert. Hund und vor allem Katze sind trotz ihrem jahrtausendelangem Zusammenleben mit dem Menschen noch immer anatomisch und biologisch Beutegreifer, deren Ernährung mehr auf tierische als auf pflanzliche Nahrung ausgerichtet ist.
Beim gesunden Hund können Kohlenhydrate in die Ernährung aufgenommen werden. Sie sollten jedoch nie mehr als 10% der Tagesration ausmachen, da die antinutritive Stoffe wie Phytinsäure enthalten. In manchen Spezialfällen kann es notwendig sein, vermehrt auf Kohlenhydrate als Energieträger zurück zu greifen. Zum Beispiel wenn das Tier aufgrund einer Erkrankung wenig bis kein Fett mehr verträgt.
Katzen benötigen überhaupt keine Kohlenhydrate im Futter, da sie diese aufgrund der geringen Amylase-Aktivität (= jenes Enzym das Kohlenhydrate spaltet) gar nicht gut verwerten können.
Proteine
Proteine sind wichtig für den gesamten Organismus. Der Körper benötigt Proteine, um seine tägliche Arbeit, die Erneuerung, den Aufbau und die Reparatur der einzelnen Zellen, zu erledigen. Proteine sind aus den sogenannten Aminosäuren zusammengesetzt. Pflanzliche Proteine enthalten jedoch ein andere Aminosäureprofil als Tierische. Für Hund und Katze als Fleischfresser sind Proteine aus tierischen Quellen geeigneter als pflanzliche Proteine, aufgrund des Verhältnis der für den Körperaufbau notwendigen Aminosäuren in tierischem Eiweiß.
Was passiert, wenn ein Ungleichgewicht herrscht?
Neben der richtigen Nährstoffzufuhr gibt es auch noch andere Gründe warum es so wichtig ist, die Futterkomponenten in den richtigen Verhältnissen zu füttern:
Besteht jetzt das Futter des Hundes aus zu viel Protein und zu wenig Fett, ist der Körper gezwungen, seinen Energiebedarf aus Proteinen zu decken. Beim Abbau der Proteine entstehen aber Stoffe wie Harnstoff und Ammoniak, und das belastet die Niere der Tiere. Dabei ist zu beachten, das Fleisch generell aber nur aus 12–24 % Rohprotein besteht!
Bekommt der Hund eine angemessene Menge Protein, aber zu wenig Fett und dafür mehr Kohlenhydrate, dann beschäftigt die Verwertung der Kohlenhydrate Darm und Bauchspeicheldrüse (Insulinproduktion) und es kann langfristig zu einem Mangel an notwendigen Fettsäuren kommen. Dazu kommt auch, dass Kohlenhydrate nicht so lange satt machen wie Fett.
Füttert man wiederum zu wenig Protein aber viel Fett, dann fehlen dem Körper wichtige Bausteine für die reibungslose Funktion des Organismus. Der Fettabbau belastet die Leber und die Bauchspeicheldrüse (Verdauungsenzyme).
Tiere die durch BARF abnehmen, werden in den allermeisten Fällen zu mager ernährt – anstatt die Fettmenge zu erhöhen, wird meist zuerst die Futtermenge und damit die Proteinmenge erhöht. Auf Dauer ist das aber für den Körper der Tiere eine Belastung! In diesen Fällen sollte man daher immer unbedingt die Futterration kontrollieren (lassen) und gegebenenfalls anpassen.
Auf was muss man aufpassen?
Bei Hunden achtet man auf einen Fettgehalt von mindestens 15% – 20% im Muskelfleischanteils. Um das zu erreichen kann man mageres und fettes Fleisch im richtigen Verhältnis mischen oder mageres Fleisch mit purem tierischen Fett ergänzen. Nicht sinnvoll ist es, einfach nur die Gesamt-Futtermenge zu erhöhen! Bei Katzen sollte der Fettgehalt der Futterration bei 10% liegen.
Leckerlis aus getrocknetem Fleisch erhöhen die Proteinzufuhr massiv. 50g getrocknete Rinderkopfhaut entsprechen ~200g frischem Produkt. Von getrockneten Kauartikeln nicht zuviel füttern, da zuviel Protein langfristig die Nieren belastet.
Aufpassen bei der Gabe von Nudeln, Reis, Kartoffeln und anderen Kohlenhydraten. Zu große unbedachte Mengen an Kohlenhydraten machen schnell dick. Der Anteil der Kohlenhydrate in der Futterration sollte bei gesunden Hunden nicht höher als 10% sein. Katzen benötigen keine Kohlenhydrate in der Fütterung, jedoch einen kleinen Anteil an Faserstoffen für die Verdauung.
Den richtigen Fettanteil im Fleisch erreichen
Es ist oft nicht einfach, den Fettgehalt des Fleisches zu schätzen. Manchmal hat man Glück und es steht auf der gekauften Packung, aber selbst da sollte man sich immer auf sein eigenes Augenmaß verlassen, da die Angaben manchmal offensichtlich nicht stimmen.
15-20% Fett
< 5% Fett
Wenn man jetzt nur mageres Fleisch zur Verfügung hat, kann man den Fettgehalt durch Zugabe von reinem tierischen Fett ausgleichen. In Barf-Shops findet man reine tierische Fette wie z.B Rinderfett, Lammfett. Es ist im Notfall aber auch möglich kurzfristig Schmalz oder Kokosöl als Fettersatz zu verwenden.
Der Fettgehalt im Futter sollte immer langsam angehoben werden, damit sich der Körper daran gewöhnen kann. Ein zu schnelles Anheben der Fettmenge kann die Bauchspeicheldrüse beleidigen. Das möchte man unbedingt vermeiden!
Wie berechnet man, wieviel Fett man zugeben muss?
Fleischmenge in Gramm x (Zielfettgehalt in % – Ist-Fettgehalt in %)
dividiert durch
Zusatzfett 100 % – Ist-Fettgehalt in %
Beispiel:
Gizmo hat 15kg und soll täglich z.B 120 g Muskelfleisch mit 20% Fettgehalt bekommen. Jetzt habe ich aber nur mageres Fleisch mit 5% Fett – wieviel Fett muss ich zugeben?
120g x (20 % – 5 %) / 100 % – 5 %
Ergebnis= 18,9 g Fett (gerundet auf 20 g)
Diese 20 g reines Fett werden vom Muskelfleischanteil (120 g) abgezogen, also nehme ich 100 g vom mageren Muskelfleisch und füge 20 g pures Fett hinzu. Keine Hexerei wie man sieht! Wenn man unsicher ist, kann man Online-Tools zur Berechnung der Fettmenge verwenden.
Fett, Fett, Fett – und was ist mit Öl?
Fett ist nicht gleichzusetzen mit Ölen! Öle dienen bei BARF der Zufuhr von Omega 3-Fettsäuren, haben aber mit der Energiezufuhr nichts zu tun. Sie sollten auch nicht für diesen Zweck verwendet werden! Bei Ölen ist es wichtig die richtigen Öle zu benutzen, da nicht alle für diesen Zweck gut geeignet sind. Aber dazu findet ihr mehr Informationen im Blog über Öle in der BARF-Fütterung.
FAZIT
Fett ist eine gute und sehr wichtige Komponente in der Ernährung unserer Hunde und Katzen. Es muss in der richtigen Menge unbedingt ein Bestandteil der Futterration sein, da es die notwendige Energie liefert, die der Körper braucht. Der Fettanteil sollte deshalb bei einem gesunden Hund 15 – 25% im Muskelfleisch-Anteil betragen. Die Katze benötigt eine Futterration mit 10% Fettanteil.
Bei Erkrankungen z.B der Bauchspeicheldrüse kann es notwendig sein, den Fettgehalt anzupassen. Dann muss die Energiezufuhr auf anderem Weg garantiert werden. In diesen Fällen ist eine Begleitung durch den Tierarzt und einer Ernährungsberatung unbedingt notwendig.