SARS-CoV-2 – ein Coronavirus verändert die Welt – auch die unserer Haustiere?
In den letzten Wochen hat sich unser aller Welt zum Teil sehr drastisch verändert. Innerhalb von nicht einmal 4 Monaten hat ein bisher unbekanntes Virus die ganze Welt zum Erliegen gebracht und über 1 Million Menschen in 180 Ländern sind mit dem Virus infiziert. Tendenz steigend.
Die Krankenhäuser sind in vielen Orten überfüllt, dafür die Plätze in den Städten menschenleer. Die Zeit wird auf einmal zum wichtigsten Kapital um die Ausbreitung zu verlangsamen und die Zahl der verfügbaren Intensivbetten in den Spitälern nicht zu überlasten. Jeder von uns wird bald jemanden kennen, der an COVID-19 erkrankt oder sogar gestorben ist. Die Folgen dieser Pandemie werden uns noch eine lange Zeit beschäftigen, selbst wenn das Virus eingedämmt und ein Impfstoff entwickelt ist.
Wer oder was ist SARS-CoV-2 oder COVID-19?
Coronaviren sind sogenannte behüllte RNA-Viren, die auf ihrer Oberfläche keulenförmige Anhänge tragen, die im Elektronenmikroskop wie eine Krone (= Corona) aussehen und der Virusfamilie ihren Namen geben. Da sie genetisch hochvariabel sind, ist eine Übertragung von Coronaviren auf und unter verschiedenen Arten möglich. Sie verursachen Erkrankungen der Atemwege und des Darmes bei verschiedenen Tierarten und auch beim Menschen.
Das Virus, welches die aktuelle Coronavirus-Pandemie verursacht, heißt Coronavirus 2 (SARS-CoV-2). Die durch SARS-CoV-2 verursachte Krankheit wird COVID-19 genannt. Dabei steht das
– CO = Corona
– VI = Virus
– D = Disease (Krankheit)
– 19 = das Jahr des Virusausbruchs
Coronaviren sind eine große Familie von Viren, die Krankheiten von Erkältung bis hin zu schweren Atemwegserkrankungen wie dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS) und dem Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) verursachen können. Coronaviren sind weltweit verbreitet und genetisch sehr variabel. Eine bisher unbekannte Variante des Virus, genannt Sars-CoV-2, trat zum ersten Mal im Dezember 2019 auf einem Markt in Wuhan, in der Provinz Hubei in China auf.
Bei dem Virus SARS-CoV-2 deutet bisher vieles darauf hin, dass es sich um eine Zoonose handelt, also eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf den Menschen übergetreten ist. Der Hauptwirt des Virus ist aber bislang noch unklar. Aktuell gehen Wissenschaftler davon aus, dass infizierte Pangolin-Schuppentiere, die auf dem Markt in China als Delikatesse verkauft werden, das Virus auf den Menschen übertragen haben. Die Schuppentiere dürften sich wiederum über das Fressen von Kot infizierter Fledermäuse angesteckt haben, so die aktuelle Vermutung.
Wenn Viren von Tieren auf den Menschen übertragen werden, kann es gefährlich werden. Doch da ist der neue Coronavirus SARS-CoV-2 nicht alleine – bereits bei der Schweinegrippe, Vogelgrippe, Tollwut oder Ebola waren die Verursacher der Erkrankungen allesamt Viren, von denen zuvor ausschließlich Tiere infiziert wurden. Das Virus wechselt also auf einmal den Wirt. Das menschliche Immunsystem steht der neuen Herausforderung mehr oder weniger machtlos gegenüber.
Wie schaffen es diese, auf Tiere spezialisierten, Erreger plötzlich auch Menschen zu infizieren?
Um den Wirt zu wechseln, muss ein Virus mindestens zwei Hürden nehmen. Zuerst muss das tierische Virus es schaffen in menschliche Zellen einzudringen und dabei mit seinen Oberflächenproteinen an die Zellrezeptoren der menschlichen Zelle andocken, obwohl dies eigentlich nur spezifisch in seinem Wirtstier funktionieren sollte. Eine weitere Schwierigkeit nach dem Eindringen in den neuen Wirt ist dann dessen Immunsystem, das den menschlichen Körper eigentlich vor solchen unerwünschten Eindringlingen schützt. Hier konnten die Wissenschaftler bereits 2003 zwei Virusproteine identifizieren, mit denen sich die Coronaviren sehr effektiv vor dem menschlichen Immunsystem schützen.
Coronaviren sind eigentlich harmlose Erreger, die Erkältungen beim Menschen und auch eine Reihe von Tierkrankheiten hervorrufen. Untersuchungen deuteten aber schon früh an, dass vor allem Coronaviren nach einem Wirtswechsel ein sehr hohes Potenzial haben, sich epidemisch auszubreiten. So konnte man bei dem SARS-Virus aus dem Jahr 2003 zwei Besonderheiten identifizieren. Im Gegensatz zu bekannten menschlichen Coronaviren, die nur einfache Symptome einer Erkältung hervorrufen, bewirkte das neue SARS-Virus, dass ein bestimmtes Protein (ACE2), das die menschliche Lunge vor Schäden schützt, abgebaut wird. Weiters konnte das SARS-Virus durch spezielle Oberflächenproteine, sogenannte Spikes, die Antikörper des menschlichen Immunsystems, die ihm gefährlich werden könnten, abfangen. Ähnliche Untersuchungen gibt es natürlich auch zu dem neuen SARS-CoV-2 Virus, um den Virus in Zukunft besser kontrollieren zu können.
SARS-CoV-2 dringt tief in die Schleimhäute der Lungen ein. und breitet sich dort schnell, aggressiv und weitläufig aus. Die dadurch verursachte Entzündung des Gewebes hemmt die Lunge in ihrer Funktion Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid auszustoßen. Husten und Kurzatmigkeit sind die Folgen. Die Funktionsstörung der Lunge kann lebensgefährlich werden und eine künstliche Beatmung erfordern.
Es gelten daher folgende Personengruppen zur Risikogruppe:
- ältere Menschen (65+), insbesondere mit chronischen Erkrankungen
- Menschen mit chronischen Erkrankungen
- als chronische Erkrankungen, nach aktueller Evidenz, gelten:
– (chronische) Atemwegs- bzw. Lungenerkrankungen inkl. COPD
– Diabetes
– Herzkreislauferkrankungen
– Krebserkrankungen
– Bluthochdruck
– Erkrankungen und Therapien, die das Immunsystem schwächen
Die Familie der Coronaviren
Die Familie der Coronaviren ist eine sehr große. Alpha- und Beta-Coronaviren (einschließlich der Coronaviren, die für Erkältungen bei Menschen verantwortlich sind) infizieren in der Regel Säugetiere, wohingegen Gamma- und Delta-Coronaviren in der Regel Vögel und Fische infizieren.
Bei vielen der Coronaviren, die bei unseren Haustieren zu Erkrankungen führen, beispielweise dem felinen enteralen Coronavirus, handelt es sich um Alpha-Coronaviren. SARS-CoV-2, auf das der aktuelle COVID-19-Ausbruch bei Menschen zurückzuführen ist, zählt zu den Beta-Coronaviren.
Folgende Coronavirus-Erkrankungen kennt man bei unseren Hunden und Katzen:
- Das Canine Respiratorische Coronavirus trägt zur Entwicklung des caninen infektiösen respiratorischen Krankheitskomplexes (canine infectious respiratory disease, CIRDS) bei Hunden bei, auch bekannt als canine infektiöse Tracheobronchitis oder Zwingerhusten. Die dadurch verursachten klinischen Symptome entsprechen denen einer Erkältung beim Menschen.
- Enterale Coronaviren können zu Darminfektionen führen, die insbesondere bei jüngeren Tieren Durchfall auslösen. Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch. Katzen können sich nicht mit dem caninen enteralen Coronavirus infizieren und Hunde ebenso wenig mit dem felinen Virus, der Katzen als Wirt nutzt.
- Die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine mutierte Form des felinen enteralen Coronavirus und führt zu einer schweren, im Allgemeinen tödlichen, systemischen entzündlichen Erkrankung bei Katzen.
Können sich Haustiere mit dem Virus SARS-CoV-2 anstecken?
In den letzten Wochen mehrten sich die Beiträge, dass der Virus bei einem Hund in Hongkong, einer Katze in Belgien und nun den Tigern im Zoo von New York nachgewiesen wurde. Man muss bei den berichteten Einzelfällen dazu sagen, dass sowohl der auf Sars-CoV-2 positiv getestete Hund als auch die Katze mit stark infizierten COVID-19 Patienten zusammen lebten. Der Pfleger der Tiger in New York war ebenfalls an COVID-19 erkrankt. Die Vermutung liegt daher sehr nahe, dass die infizierten Menschen das Virus auf die Tiere übertragen haben.
Katzen und Hunde leben in engem Kontakt mit dem Menschen und es ist daher wichtig, ihre Anfälligkeit gegenüber SARS-CoV-2 zu verstehen. Dies wird auch bereits untersucht, die Forschung steht hier aber natürlich aufgrund der kurzen Zeitspanne erst ganz am Anfang.
In der bislang einzigen Studie im Veterinärmedizinischen Forschungszentrum in Harbin (China) wurde Frettchen, Katzen und Beagles eine konzentrierte Virenlösung von SARS-CoV-2 durch die Nase verabreicht. Danach untersuchte man in den folgenden Tagen, ob sich die Coronaviren in den Geweben der Atemwege und Lunge der Tiere vermehrt hatten, ob sich Symptome entwickelten und auch ob die Tiere Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt hatten.
Das Ergebnis ergab, dass Hunde wenig geeignete Wirte für das Coronavirus sind. Virale RNA wurde weder in den Lungen der Tiere noch in anderen Organen nachgewiesen und nur einer von vier infizierten Hunden entwickelte Antikörper gegen SARS-CoV-2. Es sieht also aktuell so aus, als ob Hunde nur eine geringe Anfälligkeit gegenüber SARS-CoV-2 Viren besitzen.
Anders sah es da bei den Katzen aus. Der Coronavirus vermehrte sich in den oberen Atemwegen und es fand eine deutliche Immunreaktion bei den Katzen statt. Bei jungen Tieren wurden zudem massive Schäden an den Schleimhäuten der Atemwege und Lungen nachgewiesen. Bei den älteren Katzen blieb die Lunge verschont. In der Studie wurde auch gezeigt, dass infizierte Katzen das Virus auf andere Katzen übertragen können, jedoch nicht sonderlich effizient. Die Vermutung ist daher, dass Katzen sehr anfällig für SARS-CoV-2 sind. Ob jedoch eine infizierte Hauskatze tatsächlich den Menschen anstecken kann, bleibt vorerst unklar.
Was bedeutet das nun im Umgang mit Hund und Katze?
Hier muss zuerst einmal vor einer überzogenen und irrationalen Panik gewarnt werden! Es sind bisher KEINE Fälle bekannt, bei denen Sars-CoV-2 durch Haustiere auf den Menschen übertragen wurden!
Die Ansteckung erfolgt rein von Mensch zu Mensch!
FAKTEN-CHECK
- Hauskatzen können sich mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, Hunde sind eher ungeeignete Wirte für den Virus. Unklar ist bisher, ob die Tiere tatsächlich auch an COVID-19 erkranken oder „nur“ den Virus tragen.
- die hohe Virusmenge, wie sie zur Infektion der Tiere in der Studie genutzt wurde, würde im normalen Alltag bei einem normalem Kontakt zwischen Mensch und Hauskatze nicht ansatzweise übertragen werden können
- selbst die Übertragung zwischen mehreren Katzen war in der Studie selbst bei Laborbedingungen nur sehr ineffizient möglich
- ob Hauskatzen SARS-CoV-2 auf Menschen übertragen können, ist bisher noch völlig ungeklärt, da man nicht weiß, ob die Katze das Virus überhaupt in ausreichend großen Mengen produziert und ausscheidet
- selbst in Gegenden, in welchen sich COVID-19 schnell unter den Menschen ausbreitete, gibt es im Moment keine Hinweise, dass Hunde und Katzen an COVID-19 erkrankten
- es ist sehr unwahrscheinlich, dass Tiere das Virus beim Spaziergang in der Natur aufnehmen, mit nach Hause bringen und sich Menschen dadurch infizieren könnten
Es gibt natürlich keine 100 prozentige Sicherheit, aber die Hinweise deuten aktuell nicht darauf hin, dass Katzen für uns als Überträger des Coronavirus gefährlich werden.
Wenn man es vom „Standpunkt des Virus“ betrachtet, ist SARS-CoV-2 momentan so „erfolgreich“ beim Infizieren des neuen Wirtes Mensch, dass es keinen Grund hat, so schnell wieder auf andere Tierarten über zuspringen, da dies natürlich auch ständige Veränderungen im Virus notwendig machen würde.
FAZIT: es ist auf keinen Fall notwendig Angst vor Katzen zu haben oder sie sogar einfach wegzugeben!
Sinnvolle Maßnahmen im Umgang mit Haustieren im Falle einer eigenen COVID-19 Erkrankung
Zurzeit gibt es KEINE Hinweise, dass unsere Haustiere eine wesentliche Rolle bei der Übertragung von COVID-19 spielen. DER Übertragungsweg schlechthin ist die Tröpfcheninfektion von Mensch-zu-Mensch über Sekrete aus Nase und Mund (Niesen, Sprechen, Husten,…).
Wenn man selber an COVID-19 erkrankt ist und sich in häuslicher Quarantäne befindet, sollte man ein paar generelle Hygienemaßnahmen im Umgang mit den Haustieren einhalten, um das Risiko der Übertragung von Krankheitserreger zwischen Haustier und Mensch zu reduzieren. Vorrangig zum Schutz der Tiere und nicht umgekehrt.
- im Falle einer jeden Infektionskrankheit ist es ratsam den Kontakt mit anderen Lebewesen einzuschränken, egal ob Mensch, Hund oder Katze. So natürlich auch bei COVID-19. Social Distancing zu Menschen und den eigenen Tieren ist unbedingt notwendig!
- für die Pflege der Tiere im Falle einer Erkrankung sollte gesorgt werden. Wenn das Tier während der 14-tägigen Quarantänezeit erkrankt und ein Tierarztbesuch notwendig ist, sollte man den Tierarzt kontaktieren und über die Situation informieren, um weitere Schritte abzuklären.
- wenn man an COVID-19 erkrankt ist, sollte man den intensiven Kontakt mit dem Haustier vermeiden, dazu gehört Streicheln Kuscheln, Schmusen, Abschlecken.
- man sollte während der Erkrankung auch beim Umgang mit den Tieren vorsichtshalber einen Nase/Mundschutz tragen, da der Hauptübertragungsweg die Tröpfcheninfektion ist. Vor und nach dem Kontakt mit den Tieren die Hände mit Seife waschen. Vorteilhafter wäre es jedoch, wenn jemand anderer im Haushalt in der Zeit die Versorgung des Tieres übernimmt.
- die Impfung der Haustiere gegen bereits bekannte Coronaviren (FIP, canines Coronavirus) zum Schutz vor COVID-19 ist NICHT sinnvoll! Gegen Sars-CoV-2/COVID-19 gibt es gegenwärtig KEINEN Impfstoff!
- die Liegeplätze der Tiere sollte man in der Zeit sehr sauber halten und Futternäpfe sowie Spielzeug regelmäßig heiß abspülen
- in der Zeit der Erkrankung sollten die Tiere nicht im Schlafzimmer oder im Bett übernachten
- Katzen, die mit COVID-19 Patienten zusammen leben, sollten als vorsorgliche Sicherheitsmaßnahme bis zu dessen Genesung das Haus NICHT verlassen
- Tiere bitte NIEMALS mit Desinfektionsmittel reinigen!
Die Menschen, die netterweise mit einem Hund spazieren gehen dessen Frauerl/Herrl wegen einer Covid-19-Infektion gerade in Quarantäne ist, sollten bei der Übergabe des Hundes mindestens zwei Meter Abstand zu der infizierten Person halten und die Übergabe so kurz als möglich halten. Außerdem sollte man in diesen Fällen Einweghandschuhe tragen, nicht das Gesicht berühren und sich nach dem Gassigang gründlich die Hände mit Wasser und Seife waschen.
ABSCHLIESSEND
Weder Nachlässigkeit noch Hysterie sind eine angemessene Reaktion auf das neue Coronavirus. Man sollte sich unbedingt an die vorbeugenden Maßnahmen halten, um das eigene Erkrankungsrisiko zu verringern. Dazu gehören konsequentes Social Distancing und das Anwenden geeigneter Hygienemaßnahmen (z.B regelmäßiges Händewaschen mit Seife, Tragen eines Nase/Mundschutz), da der effizienteste Infektionsweg des Virus die Mensch-zu-Mensch-Übertragung über die Tröpfcheninfektion darstellt.
Es gibt keinen Grund sich Sorgen über die Übertragung des Virus von Haustieren wie Hunden und Katzen auf den Menschen zu machen.
Was sich für unsere Tiere verändert ist, dass wir alle viel, viel mehr Zeit zu Hause verbringen und das ist eigentlich was sehr Schönes in dieser chaotischen Zeit!
Also, genießt die Zeit mit Euren Fellnasen! Wir schaffen das! 🙂
Sobald es neue Erkenntnisse der Forschung gibt, werde ich den Blog natürlich aktualisieren.