Botulinumtoxin – eine wirkliche Gefahr?

Botulinumtoxin – eine wirkliche Gefahr?

Der Begriff „Botulismus“ schwirrt immer wieder durch die Internet-Foren und gibt einem irgendwie ein ungutes Gefühl. Wie gefährlich ist dieses Bakterium und sein Toxin denn nun wirklich? Kann es für mein gebarftes Tier gefährlich werden?

Das Bakterium Clostridium botulinum

Botulismus ist eine seltene Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum hervorgerufen wird. Clostridium botulinum ist ein grampositives, stäbchenförmiges Bakterium Es ist sporenbildend und wächst anaerob, dh. es braucht für seine Lebensvorgänge keinen Sauerstoff und kann sich auch nur in Abwesenheit von Sauerstoff vermehren. Alle Untergruppen dieser Bakterienklasse können Toxine bilden, jedoch sind von den bekannten Toxinen nur 5 pathogen. Botulinumtoxin zählt zu den stärksten in der Natur vorkommenden Giften. In Mitteleuropa und den USA ist Botulismus heute mittlerweile relativ selten.

Sporenbildende Bakterien sind in der Lage, in für sie ungünstigen Umweltbedingungen durch Ausbildung von Dauerformen, sogenannten Sporen, lange zu überleben. Unter optimalen Bedingungen, wie z.B in vakuumverpacktem Fleischpackungen oder unsachgemäß selbst eingekochten Fleischkonserven können die Sporen bei den entsprechenden Temperaturen (3,3°C – 50°C) auskeimen und beginnen das Toxin zu produzieren. Das bedeutet, die Produkte müssen bereits vor dem Vakuumieren mit den Bakterien kontaminiert sein. Bei befallenen Produkte fällt auf, dass sich die Packungen aufblähen oder sich deren Deckel nach außen wölbt. 

Das Neurotoxin und seine Wirkung

Die Stoffwechselprodukte der Clostridien sind Neurotoxine, hochwirksame Gifte, welche farb- und geruchlos sind und daher nicht erkannt werden können. Der in der Öffentlichkeit bekannteste Einsatz von Botulinumtoxin ist die Injektion in die Gesichtshaut zur Faltenminimierung (Botox). Dabei macht man sich die Wirkungsweise des Giftes zu nutze.

Das Toxin hemmt die Ausschüttung des Botenstoffes Acetylcholin an der Schnittstelle zur Muskulatur (motorischen Endplatte) und dem für die Funktion vieler innerer Organe wichtigen autonomen cholinergen Nervensystem. Durch die Hemmung der Erregungsübertragung der Nervenzellen kommt es zu einer Störung des vegetativen Nervensystems. Hierdurch kommt es zu Muskelschwäche, schlaffen Lähmungen und kann den Stillstand der Lungenfunktion zur Folge haben, was letztendlich zum Tod führen kann.

Bei oraler Aufnahme von Botulinumtoxin kommt es nach einer Inkubationszeit von 18 – 36 Stunden zu einer breiten Palette an Vergiftungserscheinungen. Die letale Dosis für alle Säugetierarten beträgt wenige Nanogramm pro kg Körpergewicht. Erste Symptome sind Erregung, Ataxie, Festliegen bei vollem Bewusstsein, starkes Speicheln, Lähmungserscheinungen, Atemnot, Sehstörungen.

Wenn das Tier von selber erbricht, entledigt es sich schon zum Teil der gefährlichen Bakterien und deren Gift. Bei Verdacht auf eine Vegiftung unbedingt SOFORT zu einem Tierarzt oder besser in eine Tierklinik! Dort wird ein Notfallprogramm gemacht und wenn das Tier nicht allergisch dagegen ist, wird ein Gegengift (Antitoxin ) verabreicht.

Vermeidungsmaßnahmen

Richtiges Auftauen

Vakuumverschweisstes Fleisch sollte immer langsam im Kühlschrank aufgetaut werden und die Packung dabei unbedingt aufgeschnitten werden, damit Sauerstoff in die Packung gelangen kann. Gefrierdosen enthalten genug Sauerstoff, daher muss der Deckel beim Auftauen nicht unbedingt geöffnet werden.

Wenn man sein BARF-Fleisch bei einem zugelassenen und kontrollierten österreichischen oder deutschen Hersteller bezieht, der nachweisen kann, dass er ausschließlich nur Fleisch von Tieren verarbeitet, die von Amtstierärzten begutachtet und deren Fleisch für den menschlichen Verzehr frei gegeben wurde, dann braucht man eigentlich keine große Angst vor Botulismus haben.

Kauft man Fleisch jedoch bei Herstellern unbekannter Herkunft oder aus Ländern, wo man die Vorschriften zur Frischfleisch-Hygiene-Verordnung nicht kennt, sollte man aufpassen.

Sollten Fleischpackungen bereits aufgebläht sein, deutet das darauf hin, daß Bakterien bereits tätig geworden sind. Meistens riecht der Inhalt dann auch säuerlich. Diese Packungen würde ich auf keinen Fall mehr roh verfüttern, da man ja nicht weiß, welche Bakterien da bereits angewachsen sind. In manchen Fällen erkennt man aber rein optisch bzw. am Geruch überhaupt nicht, ob eine Kontamination vorhanden ist, da nicht alle toxinbildenden Clostridien auch Gasbildner sind.

Richtiges Einkochen von Futter

Einkochen bedeutet in diesem Fall das Haltbarmachen von Futter und anschließende Lagerung der Konserven bei Raumtemperatur. Wenn man für sein Tier kocht und die Portionen normal in Gefrierdosen einfriert, ist man davon nicht betroffen.

Das gefährliche Botulinumtoxin wird durch ausreichendes Erhitzen zerstört, die Clostridiensporen werden durch normales Kochen jedoch nicht abgetötet. Zur Zerstörung des Toxins muss man eine Temperatur von konstant 100°C über 10-15 Minuten halten. Die Sporen der Bakterien sterben erst bei einer Temperatur von über 120 °C, die man rein physikalisch in einem herkömmlichen Topf gar nicht erreichen kann. Das heißt, die Sporen der Bakterien beginnen nach dem Kochen unter optimalen Bedingungen wieder mit der Toxinbildung im Glas.

Wenn man also Futter z.B für den Urlaub einkochen möchte, muss man dies in einem Druck-Einkochtopf einkochen. Nur in diesen Töpfen kann das Einkochgut auf die erforderlichen Temperaturen erhitzt werden und die Sporen der Clostridien sicher abgetötet.

FAZIT

Das hört sich jetzt zuerst mal alles bedrohlich an. Clostridium botulinum ist heute sehr selten geworden und mit ein wenig Sorgfalt und Hausverstand braucht man sich auch nicht weiter fürchten. Das Bakterium ist durch die Bildung des Giftes unter Sauerstoffabschluß speziell und auch nicht so leicht umzubringen.

Daher bitte vakuumierte Packungen immer öffnen, um Sauerstoff in die Packung zu lassen und dann langsam im Kühlschrank auftauen.

Aufgeblähte Packungen, die nicht geöffnet wurden, nicht mehr verfüttern!

Beim Einkochen auf die notwendige Temperatur von 120°C achten, damit nicht nur das Toxin sondern auch die Clostridium-Bakterien zerstört werden.

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