Mykotherapie – der Einsatz von Vitalpilzen bei Hunden und Katzen

Mykotherapie – der Einsatz von Vitalpilzen bei Hunden und Katzen

Da ich mich gerade mitten in der Mykotherapie-Ausbildung befinde, beschäftige ich mich aktuell intensiv mit der Welt der Pilze. Pilze sind unglaublich vielfältige und spannende Lebewesen. Sie gehören weder zu den Pflanzen, da sie keine Photosynthese betreiben, noch zu den Tieren. Pilze benötigen für ihren Stoffwechsel organische Nährstoffe, die andere Lebewesen gebildet haben. Sie bilden in der biologischen Klassifikation eine eigene Gruppe, die der Fungi. Pilze sind überall und besiedeln fast alle Lebensräume.

Alte Wirkstoffe, neu entdeckt

Seit Jahrtausenden spielen Heilpilze in Asiens traditioneller Heilkunde eine wichtige Rolle: Shiitake, Maitake, Reishi, Hericium und viele andere. Ihr Ursprung liegt in der Traditionellen Chinesischen Medizin, der sogenannten TCM. Hier haben Heilpilze – auch Vitalpilze genannt – seit Jahrtausenden einen festen Platz. In China und Japan wurden und werden Pilze zur Behandlung vieler Leiden und schwerer Krankheiten erfolgreich eingesetzt.

Es wird grundsätzlich angestrebt, den Patienten in seiner Gesamtheit zu sehen und die Ursachen einer Erkrankung zu erkennen. Der gesamte Organismus wird gestärkt und im Zentrum steht die Gesundung durch das Wiederherstellen der sogenannten Homöostase. Sie ist erreicht, wenn alle Stoffwechselprozesse des Körpers im Gleichgewicht sind. Vitalpilze unterstützen diesen Prozess, da sie ausgleichend auf die Mineralstoff -, Spurenelemente-, Enzym-, Hormon- und Wasserhaushalte wirken.

Die Unterstützung von erkrankten Menschen und Tieren mit Hilfe von Pilzen (Mykotherapie) in der westlichen Welt ist eine noch relativ junge Methode, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. 

Pilze sind Adaptogene

Die Pilze gehören zu der Substanzklasse der Adaptogene, von denen es nur wenige gibt. Adaptogene sind Substanzen, die zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit dienen und die Widerstandskraft (Resilienz) erhöhen. Der Organismus kann sich damit an Stress-Situationen besser adaptieren (= anpassen).

Ein Adaptogen wirkt über folgenden Ansatz: Es stellt dieAusgeglichenheit im Körper wieder her. Es ist weniger die Leistung jedes einzelnen Stoffes, sondern vielmehr die Kollektiv-Wir­kung. Adaptogene optimieren die Kompetenz des Organismus! Zum Beispiel kann derselbe Pilz ein überschießendes Immunsystem drosseln und in anderen Situationen eine schwache Immunreaktion wieder aktivieren – die Immunabwehr wird sanft und wirksam wieder in Balance gebracht.

Inhaltsstoffe der Vitalpilze

Die Wirkung der Pilze beruht auf der Wirkung ihrer sekundären Pflanzenstoffe. Pilze enthalten beispielsweise Lektine, β-Glucane, Ergosterol oder die Aminosäure Arginin. Diese Stoffe können an bestimmte Rezeptoren im Körper binden und dadurch unerwünschtes Zellwachstum unterdrücken (anti-proliferativ wirken), das Immunsystem modulieren (stimulieren oder drosseln) und zytotoxische (Zellgift) sowie andere Wirkungen aktivieren oder begünstigen. Je nach Pilzart könnten unterschiedliche Substanzen von Interesse sein.

Wie sich immer wieder herausstellt, sind es vor allem die Polysaccharide (= komplexe Zucker), im Fall der Pilze die β-Glucane, welche die stärksten Wirkungen auf die Gesundheit haben. β-Glucane wie z.B das Lentinan sind Bestandteile der Pilz-Zellwände und bestehen aus speziell verzweigten Zuckermolekülen (Polysacchariden). Sie aktivieren  unter anderem die „Killerzellen“ des Immunsystems, die unerwünschte oder entartete Zellen aufspüren und vernichten.

Terpene  wirken entzündungshemmend und keimhemmend auf Bakterien und Viren. Triterpene haben einen positiven Einfluss auf das Blutgefäßsystem, den Fettstoffwechsel und das Immunsystem. Sie können auch schmerzstillend wirken. Weiters enthalten die Pilze Mineralstoffe wie Kalium und Phosphor, Spurenelemente (Selen, Eisen, Kupfer, Mangan, Zink) und sind z.T reich an B-Vitaminen.

Pulver oder Extrakt?

Je nachdem welche Inhaltsstoffe der Pilze man nutzen möchte, muss man zwischen den 2 Aufbereitungen Pulver oder Extrakt wählen.

Zur Herstellung des Pulvers werden die Pilze getrocknet und zerkleinert. Es enthält alle Inhaltsstoffe des jeweiligen Pilzes und ist für die Aufnahme wichtiger Vitamine und Mineralstoffe bestens geeignet.

Extrakte werden aus dem Pulver mit Hilfe verschiedener Lösungsmittel gewonnen,entweder als Tinktur (meist ethanolischer Auszug) oder als Teeaufguss (wässriger Auszug). Die Verfügbarkeit einiger Mineralien und Spurenelemente verbessert sich durch diese Aufbereitungen. Extrakte können geringer dosiert werden als Pulver. Bestimmte Inhaltsstoffe aber – eben die unlöslichen wie z.B. einige Ballaststoffe und ein Teil der Vitamine – gehen bei der Aufbereitung verloren. Dafür werden andere, z.B. die Polysaccharide, stark konzentriert, und das sind genau die Stoffe, die in der Natur am stärksten immunmodulierend wirken und einen ganz entscheidenden Teil der Wirkung der Vitalpilze ausmachen.

Extrakte und Pulver haben jedoch beide ihre Berechtigung und können auch kombiniert werden. Es kommt ganz darauf an, was man erreichen möchte: möchte man die entgiftende oder entschlackende Wirkung der Pilze nutzen, setzt man auf die gesamten Inhaltsstoffe im Pilzpulver. Steht z.B eine Stärkung des Immunsystems im Vordergrund, würde man dem Extrakt den Vorzug geben.

Was ganz wichtig ist: Auch hohe Dosierungen sind für den Körper nicht toxisch und es gibt keinen Gewöhnungseffekt des Körpers. Selbst bei lebenslanger Medikation bleibt die Effizienz erhalten.

Beim Kauf der Produkte muss man sehr auf Qualität achten. Einen seriösen Anbieter erkennt man immer daran, dass er die Vitalpilze selbst anbaut und nicht nur zugekauftes Pulver aus China hier in Europa verkapselt. Nur so wird gewährleistet, dass die Produkte Pestizid oder Schwermetall Belastung aufweisen. Der Anbau dieser Zuchtpilze sollte nach den strengen Kriterien der EU-Norm auf eine naturgemäße und vollkommen biologische Weise erfolgen.

Einsatz von Vitalpilzen bei Hunden und Katzen

Es zeigt sich immer mehr, dass Vitalpilze eine sehr positive Wirkung auf erkrankte Tieren haben. Mit Mykotherapie kann man die Gesundung von Tieren unterstützen. Vitalpilze werden bei Tumorerkrankungen, parasitärem Befall, Leishmaniose, Borreliose, Allergien, chronisch obstruktuiver Lungenerkrankung und Entzündungen eingesetzt. Auch bei bakteriellen, fungiziden und viralen Erkrankungen leistet die Mykotherapie eine wirkungsvolle Unterstützung.

In der Phytotherapie muss man bei Katzen sehr aufpassen, da die Tiere aufgrund der fehlenden Fähigkeit zur Glucuronidierung, ätherische Öle nicht verstoffwechseln können, und es zu Vergiftungen kommen kann. Mit Vitalpilzen kann man im Gegenzug bei Katzen sehr gut arbeiten da diese, die für die Katze toxischen Stoffe nicht enthalten.

Schulmedizin und Naturheilkunde müssen sich dabei nicht ausschließen! Im Gegenteil – der gezielte Einsatz beider Methoden kann, vor allem bei schweren Erkrankungen, die Wirkung im Kampf gegen die Krankheit verstärken.

Da Vitalpilze eine Anzahl an pharmakologischen Wirkstoffen enthalten, muss man über Kontraindikationen und Einschränkungen der Anwendung Bescheid wissen. Es ist daher ratsam sich entsprechendes Fachwissen zum Umgang mit Vitalpilzen anzueignen oder einen ausgebildeten und erfahrenen Mykotherapeuten für Tiere um Rat zu fragen.

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