Reise durch den Verdauungstrakt des Hundes

Reise durch den Verdauungstrakt des Hundes

Eigentlich beschäftigt man sich als Barfer sehr viel und intensiv mit der Ernährung der Tiere. Doch was passiert tatsächlich mit dem Futter, wenn es einmal im Maul gelandet ist? Welche Prozesse laufen im Körper ab, um die vielen Nährstoffe auch richtig aufnehmen zu können? In den nächsten 2 Wochen tauchen wir in die Verdauungsprozesse bei Hund und Katze ein, um ein wenig besser zu verstehen, welche Ansprüche die Tiere an ihre Nahrung stellen.

Wie funktioniert das Verdauungssytem?

Der Verdauungstrakt des Hundes hat die Aufgabe, Nahrung aufzunehmen, zu zerkleinern und umzuwandeln. Nur so kann die Nahrung für den Organismus verwertbar gemacht werden, damit die Nährstoffe über das Blut an ihren Bestimmungsort transportiert werden können. Die Verdauung ist ein sehr komplexes System, in dem jeder Teil und jedes Organ spezielle Aufgaben zu erfüllen hat.

Verdauung im Maul des Hundes

Hunde sind von Natur aus Schlingfresser. Sie benutzen ihre Zähne zum Reißen und Halten der Beute, jedoch kaum zum Kauen. Zähne und Zunge befördern die Nahrung in das Maul des Hundes. Daher ist es auch ein Irrglaube, dass Trockenfutter besser für die Zähne in dem es die Zähne reinigt. Trockenfutter wird meist ohne Kauen abgeschluckt. Der Zucker im Trockenfutter und weniger hochwertigen Nassfuttern führt eher zu Mundgeruch und Zahnstein, da es die Bakterien im Maul nährt. ist.

Der Speichel des Hundes dient lediglich dazu, dass das Futter besser abgeschluckt werden kann. Er enthält im Gegensatz zum menschlichen Speichel keine Verdauungsenzyme wie Amylasen. Daher beginnt beim Hund die enzymatische Verdauung erst im Magen und nicht bereits im Maul bzw. im Mund wie bei uns Menschen.

Vom Maul in den Magen

Die abgeschluckte Nahrung gelangt über die Speiseröhre in den Magen und kommt in Kontakt mit der Magensäure des Hundes. Die Magensäure besteht zum Großteil aus Salzsäure und wird von der Schleimhaut des Magens produziert. Sie hat einen pH-Wert von 1-2. Die Säure denaturiert die Nahrung und bereitet sie damit optimal für die Verdauungsenzyme im Darm vor. Außerdem macht sie die meisten gefährlichen Mikroorganismen unschädlich, bevor sie in den empfindlicheren Darm gelangen können. 

Im Unterschied zu uns Menschen produziert der Magen des Hundes nicht andauernd Magensäure. Ist der Magen geleert, kommt die Magensäureproduktion zum Stillstand und die Produktion wird erst wieder durch den Schlüsselreiz „Nahrung“, genauer Protein (Fleisch) gestartet.

Ist ein bestimmter pH-Wert und Fülldruck im Magen erreicht, öffnet sich der Magenausgang und der Nahrungsbrei (Chymus) gelangt in kleinen Portionen in den Zwölffingerdarm, den 1. Abschnitt des Dünndarms. Bis der gesamte Magen entleert ist, dauert es also eine gewisse Zeit. Diese Zeit ist auch bei verschiedenen Fütterungsarten unterschiedlich. So bleibt eine stückige BARF-Ration länger im Magen, als z.B gewolftes Futter oder Trockenfutter.

Weiter geht es in den Dünndarm…

Der Dünndarm gliedert sich in 3 Hauptabschnitte:

  • Zwölffingerdarm (Duodenum)
  • Leerdarm (Jejunum)
  • Krummdarm (Ileum)

Beim Eintreffen der Nahrung im Zwölffingerdarm scheiden die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse Verdauungsenzyme aus. Amylasen, Lipasen und Proteasen spalten in weiterer Folge Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Das Bicarbonat im Pankreassaft sorgt für eine Neutralisierung der Magensäure.

Durch die sogenannten Schleimhautfalten mit den darauf befindlichen Darmzotten wird die Oberfläche des Dünndarms enorm vergrößert. Auf 1 cm2 Darmoberfläche kommen 2000 bis 4000 Darmzotten. Diese Zotten ragen wir kleine Finger in den Darm hinein und darauf befinden sich wiederum Ausstülpungen, die Mikrovilli, die für eine weitere Oberflächenvergrößerung sorgen, damit die Nahrung und ihre Bestandteile hier effektiv abgebaut werden können. Gluten in Kohlenhydraten wie Getreide kann diese Zotten verkleben und dadurch den Nährstoffabbau stören.

Während der Verdauung müssen große Moleküle wie Fette, Kohlenhydrate und Proteine in kleinere Spaltprodukte zerlegt werden, damit sie über die Darmschleimhaut vom Körper aufgenommen werden können.

Im Leerdarm und Krummdarm werden die aufgespalten Eiweisse, Fette, Kohlenhydrate und Wasser aus dem Darm in den Körper aufgenommen (resorbiert).

Der Verdauungsprozess

Fette werden mit Hilfe von Lipasen zu Fettsäuren und Glycerin abgebaut. Dabei sind einige Fettsäuren für den Hund essentiell (z.B Alpha-Linolensäure und Linolsäure) und müssen unbedingt ausreichend über die Nahrung aufgenommen werden, da sie vom Körper nicht selber produziert werden können.

Proteasen bauen Proteine in ihre kleineren Bausteine, die Aminosäuren, ab, die vom Körper zum Aufbau von Organen und Gewebe benötigt werden. Auch einige Aminosäuren sind für den Hund essentiell (Arginin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin). Diese Aminosäuren müssen mit der Nahrung aufgenommen werden und können nicht vom Organismus selbst gebildet werden.

Kohlenhydrate werden durch Amylasen zu Einfachzuckern gespalten. Am bekanntesten ist hier die Glukose, die ein wichtiger Energielieferant im Organismus des Hundes ist.

Mineralien und Spurenelemente brauchen im Gegensatz zu den Vitaminen einen Transporter, der sie an den Ort bringt, wo sie ihre Arbeit leisten sollen. Dies geschieht normalerweise mittels Eiweiß-Molekülen. Nachdem die einzelnen Mineralstoffe aus dem Dickdarm resorbiert wurden, sind sie für den Körper nutzbar.

Fettlösliche Vitamine werden vom Darm gemeinsam mit Fetten absorbiert. Die Aufnahme dieser Vitamine kann daher auch mit der gleichzeitigen Zufuhr von Fett über die Nahrung gesteigert werden. Die fettlöslichen Vitamine werden im Körper z.B in der Leber gespeichert.

Wasserlösliche Vitamine werden über den Darm ins Blut transportiert und gelangen so an ihren Wirkungsort. Dort angekommen helfen sie bei der Entgiftung des Körpers, unterstützen das Immunsystem oder stärken Haut und Nerven. Anders als fettlösliche Vitamine werden wasserlösliche Vitamine kaum im Körper gespeichert, da sie sich vor allem in den wasserhaltigen Bereichen des Körpers wie im Blut und in den Zellzwischenräumen verteilen. Ein Überschuss an wasserlöslichen Vitaminen wird daher einfach über den Urin ausgeschieden.

Verdauung im Dickdarm

Der aufgeschlossene Nahrunsgbrei gelangt vom Dünndarm weiter in den Dickdarm. Die Funktion des Dickdarms ist die Rückgewinnung des Wassers aus den unverdaulichen und nicht verwertbaren Futterbestandteilen. Gleichzeitig werden dort auch noch wasserlösliche Vitamine, Salze und essentielle Fettsäuren in den Körper aufgenommen. Abfallprodukte der Verdauung (z.B Ammoniak) werden vom Dickdarm in die Leber transportiert um dort abgebaut zu werden.

Der Dickdarm bzw. die Darmflora im Dickdarm ist für die Abwehrkräfte und die Produktion der körpereigenen Vitamine zuständig. Die Ballaststoffe in der Nahrung werden durch die Bakterien des Dickdarms aufgespalten und dienen ihr als Nahrung. Dabei produzieren die Bakterien Gase, die bei falscher Fütterung zu unangenehmen Blähungen führen können, da zuviel Gas gebildet wurde.

Da dem Nahrungsbrei das Wasser entzogen wird, dickt er sich ein und wird zu Kot geformt. Dieser gelangt dann über den Mastdarm zum After. Durch Abgabe eines Sekrets durch die Analdrüsen wird der Kot befeuchtet und das Ausscheiden erleichtert.

Die Konsistenz des Kots hängt davon ab, wie schnell er den Dickdarm passiert. Diese Geschwindigkeit hängt auch wiederum mit der Art der Fütterung zusammen.

Dauer der Verdauung beim Hund

Auch die Dauer der Verdauung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel die Art der Fütterung, die Anzahl der Mahlzeiten und die Verdaulichkeit des Futters. Ein weiterer Faktor ist die Menge der Ballaststoffe und deren Auswirkungen auf die Darmtätigkeit (Darmperistaltik) und die Darmpassage (Transitzeit). 

Im Normalfall dauert der Verdauungsvorgang beim Hund 24-36 Stunden. Die Nahrung verbleibt dabei 2-8 Stunden im Magen, 1-2 Stunden im Dünndarm und 18-24 Stunden im Dickdarm.

Die wichtige Nährstoffaufnahme findet also in einem sehr kleinen Zeitfenster von 1-2 Stunden im Dünndarm statt. Damit der Hund die Nahrung optimal nutzen kann, muss diese Phase sehr effizient genutzt werden. Daher ist eine gesunde Darmschleimhaut von so großer Wichtigkeit für die Gesundheit des Tieres.

FAZIT

Eine artgerechte Ernährung ist die Grundvoraussetzung dafür, dass der Hund gesund bleibt und alle Lebensfunktionen optimal ablaufen können. Dabei stellt eine gute Verdauung die Versorgung mit allen nötigen Nährstoffen sicher. Jeder Teil des Verdauungskanals erfüllt dabei eine wichtige Aufgabe und Störungen an einer Stelle können Störungen an nachfolgenden Stellen hervorrufen. Ein gesunder Hund benötigt Futter in der richtigen Menge und in der richtigen Zusammensetzung, damit alle Nährstoffe in der richtigen Menge in den Körper gelangen.

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