Das Gelbe vom Ei

Das Gelbe vom Ei

Eier sind kein Muss in der Fütterung von Hund und Katze, dennoch kann man sie als wertvolle Nahrungsergänzung nutzen. Sie sind auch bei den meisten Tieren sehr beliebt und werden gerne gefressen.

Jedoch erlebt man auch oft Zweifel und Unsicherheiten, z. B. was den Gehalt fettlöslicher Vitamine im Ei angeht oder in Bezug auf die Frage, was es mit diesem Avidin auf sich hat. Auch Salmonellen sind immer wieder ein Thema.

Eier für Hunde und Katzen – was bringen sie in der Rohfütterung?

Eier sind hoch akzeptable, gut verdauliche Lebensmittel, die über ein günstiges Verhältnis von Protein zu Energie verfügen. Sie enthalten hochwertige Proteine, nahezu alle Vitamine und wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente.

Dabei muss man aber zwischen Eidotter und Eiklar klar unterscheiden.

Das Eigelb (Dotter)

Im Eidotter befinden sich insgesamt 13 unterschiedliche Vitamine. Am wichtigsten sind die fettlöslichen Vitamine A, D und E sowie die wasserlöslichen B-Vitamine (B1, B2, B6, B12, Folsäure, Niacin und Pantothensäure). Zudem befinden sich dort auch die meisten anderen Nährstoffe (v. a. Natrium, Kalium, Phosphor und Eisen) und Carotinoide.

Eigelb hat den Ruf, für besonders glänzendes und gesundes Fell verantwortlich zu sein.

Das Eigelb besteht zu fast einem Drittel aus Fetten und fettartigen Substanzen. Etwa 65 % des Dotterfetts bestehen dabei aus ungesättigten Fettsäuren, Cholesterol ist in einer Menge von ~250 mg enthalten.

Lecithin liegt im Eigelb frei oder an Albumine gebunden vor. Es fungiert als biologischer Emulgator und bindet Cholesterol, so dass dieses nur noch teilweise vom Körper aufgenommen werden kann. Zudem wirkt es nervenstärkend und entgiftend.

Eigelb wird bei Temperaturen zwischen 65 und 70 Grad Celsius fest.

Das Eiklar (Eiweiß)

Eiklar umgibt und schützt das Eigelb bzw. das entstehende Küken. Außerdem dient es dem Küken ebenfalls als Nahrung und verhindert das Eindringen von Bakterien. Eiklar ist nahezu frei von Fett, enthält kaum Kohlenhydrate und besteht zu 90 % aus Wasser.

Das rohe Eiklar wird oft als problematisch gesehen, da es im rohen Zustand Avidin enthält und es zu Biotinmangel kommen kann, wenn das Tier zuviel rohes Eiklar bekommt.

Nun, was ist da dran?

Avidin – Biotin

Biotin ist ein wasserlösliches B-Vitamin und kommt grundsätzlich in jeder Zelle vor. Avidin ist dagegen ein viel größeres Protein, das Biotin binden kann, was die Aufnahme von Biotin im Körper verhindert.
Die Bindung zwischen Avidin und Biotin ist eine der stärksten, die die Biologie kennt.

Aber ab welcher Menge kommt es bei der Aufnahme von Avidin wirklich zu einem Biotinmangel?

Wie viel Biotin von Avidin gebunden werden kann, lässt sich ganz einfach durchdenken:

Ein Eiklar mit 33g Gewicht enthält in etwa 3,6g Protein (~ 11 Prozent). Davon entfallen etwa 0,05 Prozent auf Avidin, das entspricht etwa 1.8 mg.
Biotin ist im Eigelb mit etwa 10-20 µg enthalten. Ein Molekül Avidin kann 4 Moleküle Biotin binden, wobei man hier noch die molekulare Masse mit einrechnen muss (Avidin = 67.000 Dalton und daneben eher winzig das Biotin mit 244 Dalton). Rechnet man das dann aus, sieht man, dass vom enthaltenen Biotin nicht mehr viel übrig bleiben kann, wenn man Eigelb und Eiklar im rohen Zustand gemeinsam gibt.

Ovomucin – ein unbekannter Mitspieler im Eiklar

Während Avidin/Biotin vielen Leuten bekannt ist, hört man von Ovomucin in Eiklar relativ wenig. Ovomucin ist eins der im Eiklar enthaltenen Proteine und ist ein Hemmstoff von Trypsin.

Trypsin  ist eines der wichtigsten Enzyme im Verdauungssystem und wirkt während der Verdauung im Dünndarm, wo es die großen Proteine in  kleinere Bausteine, die Aminosäuren spaltet. Wird Trypsin gehemmt, kann das zu Verdauungsproblemem führen.

Noch ein Grund das Eiklar eher nicht roh zu füttern!

Die Lösung ist jedoch ganz einfach, weil das enthaltene Avidin und Ovomucin im Eiklar fast vollständig durch Erhitzen deaktiviert werden können.

Man kann also das Eigelb roh füttern, während man das Eiklar kurz erhitzt. So kann man alle Vorteile der Eier nutzen und muss nichts verschwenden.

Fütterungsempfehlung

Beim Hund rechnet man mit einem Eigelb pro 10 kg Körpergewicht des Hundes in der Woche.

Bei der Katze gibt man 2 Eigelb zu 1 kg BARF-Futter.

Wichtig ist bei der Rohfütterung vor allem die Frische der Eier! 

Salmonellen schweben wie ein Damoklesschwert über rohen Eiern. Unsere Tiere haben aber aufgrund ihrer stärkeren Magensäure als Karnivor relativ wenig Probleme mit Salmonellen. Ausgenommen sind dabei junge/alte Tiere oder Tiere mit geschwächtem Immunsystem!

Salmonellen sind für den Menschen weitaus gefährlicher als für die gesunden Tiere. Man sollte deswegen zum eigenen Schutz die notwendige Hygiene im Umgang mit Eiern walten lassen. Dennoch gilt – Eier sollten nur dann roh gefüttert werden, wenn sie wirklich frisch sind. Umso frischer das Ei, umso schlechter die Vermehrungschancen für Salmonellen.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum bei Eiern beträgt 28 Tage. Man kann damit also relativ leicht das Legedatum und damit genaue Alter der Eier bestimmen. Ein frisches Ei erkennt man aber auch ganz einfach, wenn man dieses in ein Wasserglas legt. Ist das Ei frisch, sinkt es sofort zu Boden und bleibt dort auch. Je älter das Ei ist, desto eher beginnt es, zu schwimmen.

Kann man das Ei dann nicht generell kochen? 

Der Einfluss von Hitze auf die Nährstoffe der Eier ist ein zweischneidiges Schwert. Die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe im Ei sinkt beim Kochen auf 51% ab.

Während Biotin Hitze verträgt, sind viele andere B-Vitamine (B1, B2, B5, B6 und Folsäure) hitzeempfindlich und würden zerstört werden. Ungünstig beim längeren Kochen ist auch das Oxidieren der Fettsäuren, wenn Hitze und Sauerstoff gemeinsam wirken.

Eine Alternative wäre ein weich gekochtes 3 Minuten-Ei. Der wertvolle Nährstoffgehalt des Eigelbs ist dann noch nicht reduziert, während bereits 70% des Avidin im Eiklar nach den 3 Minuten inaktiviert sind. Da Salmonellen überwiegend die Schale der Eier verunreinigen, würden diese durch das kochende Wasser abgetötet werden.

Bewusst Eier Kaufen….

Bei Eiern sollte man natürlich auch immer die Haltung der Tiere im Hinterkopf haben, da gerade die Eierproduktion oft mit viel Tierleid verbunden ist.

Wenn man nicht den Luxus hat, die Eier bei jemandem zu kaufen, bei dem man die Haltungsbedingungen der Tiere kennt, kann man anhand der Kennzeichnung der Eier erkennen, um was für ein Ei es sich handelt.

Auf österreichischen Eiern steht das Kürzel „AT“.
Die Nummern am Beginn Codes geben Auskunft über die Art der Tierhaltung
0=biologische Landwirtschaft
1=konventionelle Freilandhaltung
2=Bodenhaltung
3=Käfighaltung

Da es uns ja gerade bei BARF um eine artgerechte Ernährung unserer Lieblinge geht, sollten gerade wir uns auch bei den eingesetzten Futtermitteln darüber Gedanken machen, wie diese Tiere gehalten werden.

FAZIT

Eier sind eine sehr gute Quelle für wertvolle Inhaltsstoffe, die von den Tieren gerne angenommen werden.

Wenn einem die Zufuhr von Biotin über das Ei wichtig ist, sollte man entweder das Eigelb roh und das Eiklar gekocht geben oder ein weich gekochtes 3 Minuten-Ei geben.

Wer etwas für das Wohl der Hühner tun möchte, sollte nur Eier aus (Bio)Freilandhaltung verwenden.

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