Wie lässt sich der Calcium-Bedarf bei BARF problemlos decken?

Wie lässt sich der Calcium-Bedarf bei BARF problemlos decken?

Calcium ist für Hunde und Katzen ein sehr wichtiger Mineralstoff. Da es mit mehr als 50mg/kg Körpergewicht im Körper vorliegt, zählt es sogar zu den sogenannten Mengenelementen. Die 7 Mengenelemente (Calcium, Chlor, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphor und Schwefel) sind für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen unverzichtbar.

Ein Großteil des Calciums im Körper (~99%) liegt in gebundener Form in den Knochen und Zähnen vor und verleiht ihnen Stabilität und Festigkeit. Calcium ist hier als Hydroxylapatit an Phosphat gebunden. Deswegen ist die Regulation der beiden Substanzen so eng miteinander verknüpft.

Nur 1 % des Calciums im Körper liegt außerhalb der Zelle (extrazellulär ) vor. Es ist im Serum an Plasmaproteine und lösliche Anionen gebunden. Hier spielt es, neben Kalium und Natrium, eine wichtige Rolle bei der Reizübertragung der Nervenzellen, und ist an der Blutgerinnung, der Zellteilung, sowie der Aktivierung einiger Enzyme und Hormone beteiligt.

Regulation des Calcium-Haushalts

Der Bedarf von Calcium ändert sich mit Alter, Aktivität, Fütterung und den Lebensumständen des Tieres.

An der sensiblen Regulation des Calciumhaushaltes sind das Parathormon (PTH) der Nebenschilddrüsen und das in der Schilddrüse gebildete Calcitonin beteiligt. Sinkt die Serum-Calciumkonzentration ab, führt das zur vermehrten Ausschüttung des Parathormons, das Calcium aus dem Knochengewebe löst. Da Calcium als Calciumphosphat im Knochen gebunden ist, kommt es auch zu einer Freisetzung von Phosphat. Im gegenzu dazu wird ein Ansteigen des Serum-Calciumgehaltes durch Calcitonin, dem Gegenspieler des Parathormons, kontrolliert. Calcitonin hemmt den Knochenabbau und baut wieder vermehrt Calcium in die Knochen ein.

Was hemmt die Calcium-Aufnahme?

Phytate (sekundärer Pflanzenstoff Phytin) und Oxalate sind sogenannten antinutritive Stoffe und schränken die Resorption bestimmter Mineralstoffe und Spurenelemente ein. Oxalsäure und Phytinsäure bilden mit Calcium, bei gleichzeitiger Aufnahme im Darminneren, einen schwer löslichen, nicht-resorbierbaren Komplex und vermindern somit dessen Bioverfügbarkeit. Das Calcium wird in diesem Komplex ungenutzt wieder aus dem Körper ausgeschieden.

Anbei eine kleine Liste jener Lebensmittel, die diese Anti-Nährstoffe in höherem Maße enthalten:

Das erklärt, worum Hunde, die mit getreidehaltigem Futter gefüttert werden, einen etwas höheren Calciumbedarf haben.

Klar ist, dass der Körper unbedingt Calcium braucht und daher muss es in ausreichender Menge über das Futter zugeführt werden. Dazu hat man heutzutage ganz verschiedene Wege, die man optimal an sein Tier anpassen kann. Da Hunde und Katzen einen viel höheren Calciumbedarf haben als wir Menschen ist es NICHT möglich den Calciumbedarf des Tieres z.B nur über Milchprodukte zu decken.

Zufuhr von Calcium über die Fütterung von Rohen Fleischigen Knochen (RFK)

Knochen bestehen zu 20 % aus Wasser. Weitere 25 % verfallen auf die organischen Bestandteile wie Knochenzellen und Knorpel. Diese sorgen dafür, dass Knochen eine gewisse Elastizität besitzen. Die restlichen 55% des Knochen sind die anorganischen Knochenbestandteile, in Form von Salzen. Diese machen den Knochen hart, spröde und brüchig. Diese Salze sind z.B Calciumphosphat, Calciumcarbonat, Calciumfluorid, Calciumchlorid und Magnesiumphosphat. Zudem enthalten Knochen auch wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente wie: Natrium, Magnesium, Kalium, Zink, Eisen, Kupfer und Mangan.

Bei gesunden Tieren sollte man versuchen, den Calciumbedarf über die Fütterung von Rohen Fleischigen Knochen zu decken. Im Fall von BARF füttert man Knochen in Form von Rohen Fleischigen Knochen (RFK), die optimalerweise aus 50% Knochen und 50% Fleisch bestehen. Nur Fleisch regt bei Hund und Katze die Magensaftproduktion an, und sorgt in dem Fall dafür, dass die schwer verdaulichen Knochen auch tatsächlich gut verdaut werden können. Für den Fall, dass das Tier Knochen am Stück nicht verträgt, der Hund zu sehr schlingt oder man unsicher ist, besteht immer die Möglichkeit gewolfte Knochen zu füttern. Bei Katzen verwendet man eigentlich fast immer gewolfte Knochen.

Bitte NIE tragende Knochen füttern, da diese zu hart für die Zähne der Tiere sind und diese schwer schädigen können. Weiters werden Knochen nur roh verfüttert, NIE gekocht, da sie dann sehr stark splittern und die Speiseröhre und den Magen verletzen können!

Möglichkeiten, wenn keine Knochen gefüttert werden können/dürfen

Es kann sein, dass Tiere aufgrund von Erkrankungen (Bauchspeicheldrüse, Niere) keine Knochen mehr bekommen dürfen. Auch im Alter kann es passieren, dass der Körper mit den schwer verdaulichen Knochen nicht mehr so gut zurecht kommt. In diesen Fällen muss die Fütterung an die Lebenssituation angepasst werden. Man hat aber viele Möglichkeiten, problemlos auf anderem Weg den Calciumbedarf des Tieres zu decken.

Dazu muss man den Calciumbedarf des Tieres ermitteln:

Den tatsächlichen Calciumbedarf eines Hundes erfährt man über die NRC-Bedarfswerte – Link NRC-Rechner

Somit hat z.B ein 10 kg Hund einen Bedarf von 730 mg Calcium am Tag.

Der Calciumbedarf einer erwachsenen Katze liegt bei etwa 80 mg Calcium/kg Körpergewicht/Tag.

Im DAS BARF-BUCH von Nadine Wolf findet man auch Berechnungsformeln für Hunde und Katzen, die die Futtermenge mit einbeziehen.

Mit Hilfe dieser ermittelten Werte kann man selber leicht ausrechnen, wie hoch der Calciumbedarf des eigenen Tieres ist und wie viel man daher von dem Calcium-Zusatz der Wahl täglich füttern muss. Man darf aber nie aus den Augen verlieren, dass ein gesundes Tier neben Calcium auch die anderen, in Knochen enthaltenen, Mineralstoffe benötigt und sollte daher das verwendete Calcium-Supplement bewusst auswählen.


Knochenmehl

Knochenmehl und Fleischknochenmehl wird aus sterilisierten, getrockneten und gemahlenen Knochen mit unterschiedlich hohem Fleischanteil gewonnen. Calcium liegt hier in Form von Calciumphosphat vor. Knochenmehl enthält nicht nur Calcium und Phosphor sondern auch noch alle anderen Mineralstoffe, die in den Knochen enthalten sind. Somit wäre es bei einem gesunden Tier die 1. Wahl unter den Knochenersatz-Produkten.

Der Gehalt an Calcium und Phosphor ist abhängig von den verwendeten Knochen, vom Verarbeitungsprozess und variiert auch je nach Hersteller. Dabei muss man darauf achten, dass der Calciumgehalt immer höher ist als der Phophorgehalt! Da die Mineralstoffe im Körper immer in einem bestimmten Verhältnis vorliegen und sich auch gegenseitig beeinflussen, sollte man so nah wie möglich an dem natürlichen Verhältnis bleiben.

Bei der Fütterung muss man die angegebene Calcium-Konzentration beachten und anhand dieser, die Menge an Knochenmehl zur Deckung des Calciumbedarfs des Tieres genau berechnen. Da man ja nicht nur Pulver im Napf haben möchte, ist es sinnvoll, das das Knochenmehl um die 17-20% (optimal 25%) Calcium enthält.

Der Knochenmehl-Rechner von Anna Wördehoff erleichtert die Berechnung der richtigen Menge.


Calciumcarbonat in Form von Eierschalenmehl und Algenkalk

Bei bestimmten Erkrankungen kann es sein, dass die Fütterung von Knochen und Knochenmehl nicht mehr möglich ist. Im Falle von Niereninsuffizienzen, Erkrankungen der Blase und der Harnwege ist es oft notwendig den Phosphorgehalt im Futter ab zu senken, um die Niere zu schonen. Für diese Situationen muss man auf reine Calciumpräparate zurückgreifen.

In den meisten BARF-Shops findet man Eierschalenmehl und Algenkalk als Calciumergänzungen. Diese 2 Produkte bestehen aus Calciumcarbonat. Gemahlene Eierschale enthält 97% Calciumcarbonat, Algenkalk 70-80%. Im Vergleich dazu liegt Calcium in Knochen nur zu 10% in Form von Calciumcarbonat vor. Dieser Unterschied kann durchaus problematisch sein.

Eierschalenmehl

Eierschalenmehl besteht tatsächlich aus gereinigten, getrockneten und fein vermahlenen Eierschalen. Dieser feine Mahlgrad erhöht die Bioverfügbarkeit des Produktes. Eierschalenmehl enhält ~98% Calciumcarbonat und nur 2% andere Mineralstoffe, darunter Phosphor. Durch den geringen Phosphorgehalt ist es für Tiere im Wachstum als Calciumquelle ungeeignet, da die die Tiere ja einen bestimmten Bedarf an Phospohor haben, der dann nicht gedeckt wird.

Für die Berechung der Supplementmenge enthält Eierschalenpulver:
38,2 % Calcium
0,1 % Phosphor

Algenkalk

Algenkalk besteht aus den Ablagerungen abgestorbener Rotalgen. Er enthält nahezu soviel Calcium wie Eierschalenpulver (34%), allerdings auch bis zu 10% Magnesium und Spurenelemente wie Jod. Der Phosphorgehalt liegt jedoch nur bei 0,1%.

Da Algenkalk Jod enthält, sollte man bei Schilddrüsenerkrankungen mit der Verwendung aufpassen. Vor allem in der Phase in der das Tier auf die Medikamente eingestellt wird.

Da der Magnesiumgehalt in Algenkalk erhöht ist, sollte man bei Tieren die zu Struvitsteinen neigen, besser ein anderes Calciumpräparat verwenden.

Mögliche Probleme mit Calciumcarbonat?

Calciumcarbonat (CaCO3 ) reagiert mit der Magensäure (=Salzsäure HCl) zu Cacliumchlorid (CaCl2 ) und Kohlendioxid (CO2 ). Bei dieser chemischen Reaktion wird die Magensäure neutralisiert und das die Entstehung von Kohlendioxid führt zu erhöhter Gasbildung im Magen. Der Körper beginnt aufgrund der Neutralisierung des Magensäure vermehrt neue Säure zu bilden. Diese Salzsäure steigt mit dem entstehenden Kohlendioxid in Richtung Speiseröhre auf und führt zu Sodbrennen. Längere Anwendung von Calciumcarbonat-Produkten kann daher zu einer Übersäuerung des Magens und einem gefährlichen Ungleichgewicht im Säure – Basen – Haushalt des Tieres führen.

Eierschalenmehl und Algenkalk sind daher nicht als dauerhafter Knochenersatz geeignet.


Calciumcitrat

Bei Calciumcitrat handelt es sich um ein Salz der Zitronensäure, das eine Verbindung mit Calcium eingeht. Calciumcitrat besitzt eine hohe Reinheit und Bioverfügbarkeit. Der Calciumgehalt von Calciumcitrat liegt bei 21%. Da es sich um ein künstlich hergestelltes Produkt handelt, enthält es keine anderen Mineralstoffe, also auch keinen Phosphor.

Calciumcitrat ( Ca3(C6H5O7)2 ) reagiert mit der Magensäure zu Citronensäure ( C6H8O7 ), damit bleibt der Säuregehalt im Magen unverändert und es gibt keine negativen Auswirkungen auf die Verdauung.

Durch die hohe Bioverfügbarkeit ist es gut geeignet bei Calciummängeln, da man dem Körper rasch Calcium zuführen kann. In erster Linie wird es jedoch bei Erkrankungen der Niere und der Harnwege eingesetzt. Die fehlenden Mineralstoffe und Spurenelemente müssten beim Einsatz von Calciumcitrat jedoch anderwertig ergänzt werden.


Dicalciumphosphat

Dicalciumphosphat enthält 23 % Calcium und 17 % Phosphor. Der Calciumanteil ist ähnlich dem in Knochenmehl, der Phosphoranteil ist leicht erhöht. Da es sehr verträglich ist, wird es oft bei Tieren mit Allergien oder in Zuge von Ausschlußdiäten empfohlen. Fehlende Mineralsstoffe und Spurenelemente müssten bei längerfristiger Fütterung zugefüttert werden.

Da der Phosphor-Gehalt in Dicalciumphosphat-Pulver höher ist als man das brauchen kann, macht es Sinn es im Wechsel mit einem Ergänzungsmittel ohne Phosphor (z.B Cacliumcitrat) zu füttern.


Calciumbestimmung über ein Blutbild?

Was sagt der Calcium-Wert in einem Blutbild (wie z.B einem BARF-Profil) über die tatsächliche Calcium-Versorgung aus? Leider herzlich wenig….

99% des Calcium im Körper sind in Knochen und Zähnen gebunden. Von dem restlichen 1% Calcium liegt nur rund die Hälfte in freier Form vor. Bei einem Blutbild kann jedoch nur genau dieser kleine Teil an Calcium gemessen werden. Da der Körper versucht den Calciumspiegel im Blut konstant zu halten, gleicht er einen vorliegenden Mangel aus, indem er Calcium aus den Knochen löst. Ein tatsächlicher Calciummangel würde daher erst im Blutbild auffallen, wenn bereits Knochen und Zähne massiv geschädigt sind. Wenn man überprüfen möchte, ob das Tier ausreichend mit Calcium versorgt ist, macht es Sinn eine Rationsüberprüfung durch einen Ernährungsberater in Anspruch zu nehmen.

FAZIT

Es ist wichtig Calcium in der richtigen Menge zu füttern. Da gilt für fleischige Knochen ebenso wie für Calciumpräparate. Ein Zuviel an Calcium kann die Aufnahme anderer wichtiger Stoffe im Körper hemmen (z.B Eisen und Magnesium), daher sollte man sich immer bewusst sein, welche Menge das Tier tatsächlich braucht.

Neben Knochen ist Knochenmehl der natürlichste Calciumlieferant. Sollte das Tier keine Knochen vertragen, ist es ratsam Calcium zuerst über Knochenmehl zu ergänzen.

Ist es aufgrund von bestimmten Erkrankungen nicht mehr möglich Knochen oder Knochenmehl zu füttern, da man den Phosphor-Gehalt im Futter reduzieren muss, hat man andere Möglichkeiten in Form von Calciumcarbonat (Eierschalenmehl, Algenkalk) oder Calciumcitrat. Man sollte sich jedoch bewusst machen, was diese Präparate an Vor – oder Nachteilen haben. Bei Erkrankungen macht es immer Sinn eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen, die die Fütterung der Erkrankung anpasst, um die Behandlung optimal zu unterstützen. Diese wird auch das geeignete Präparat wählen, um eine optimale Versorgung des Tieres zu gewährleisten.

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